Das erste Mal: ohne Koffer ankommen (#FürmehrersteMale)

Für mehr erste MaleReisen
Ohne Koffer am Ziel ankommen - "Fee ist mein Name"
28. Mai 2017 / By / 18 Comments

Eigentlich ist diese Blogparade dafür gedacht, bewusst erste Male zu erleben. Erste Male, die glücklich machen und die (zumindest gefühlt) die immerfort rasende Zeit etwas langsamer vergehen lassen. Nun, ich habe im Rahmen einer Bloggerreise in die Bretagne in der vergangenen Woche viele tolle erste Male erlebt – großartige Erinnerungen, von denen ich Euch in den nächsten Wochen noch in der gebührenden Ausführlichkeit berichten werde. Teil der Reise war jedoch auch ein nicht so schönes erstes Mal und darum soll es heute gehen. Liebe Air France, dieser Post ist für dich …

Da die Überschrift ja schon alle Spannung vorweggenommen habt, spare ich mir eine dramatische Einleitung und komme direkt zum Punkt. Wir flogen in die Bretagne, von Düsseldorf via Charles de Gaulles in Paris bis nach Rennes. Und während wir (pünktlich, unversehrt und sehr sanft aufgesetzt) in der bretonischen Hauptstadt landeten, blieb das größere unserer zwei Gepäckstücke auf der Strecke. Ich bin ja nun doch schon recht oft geflogen, aber bisher hatte ich immer Glück. Und das habe ich an diesem Morgen wohl etwas zu laut beschrien. Denn noch am Gepäckschalter in Düsseldorf, als ich die Dame von Air France beteuern ließ, dass unser Koffer AUF JEDEN FALL automatisch weitertransportiert wird, meinte ich wohl etwas zu sehr grinsend zum Freund „Ohne den Koffer wären wir auch ziemlich aufgeschmissen.“ Ich wusste nicht, WIE RECHT ich damit hatte.

Fünf Stunden später landen wir also in Rennes. Durch die große Glasscheibe am Terminal sehen wir den Kofferwagen auf uns zurollen. „Da ist unserer aber nicht dabei“, sage ich augenzwinkernd und halte das zu diesem Zeitpunkt noch für einen lustigen Scherz. Das Kofferband springt an und spuckt die Gepäckstücke nach und nach mit Schmackes auf den Rundkurs. Erst kommen die kleinen Koffer und unser Kabinentrolley ist einer der ersten, der aus dem Dunkel ins Licht hüpft. Die Gepäcksstücke werden größer, aber ich mache mir noch keine Sorgen, immerhin ist unser Koffer sehr groß und außerdem ist es ja immer so, dass man am längsten wartet, je eiliger man es hat. Als die Leute am Band jedoch immer weniger werden und die Schlagzahl zwischen den Gepäckstücken immer größer wird, werde ich langsam etwas unruhig. Immerhin ist in dem noch fehlenden Koffer so ziemlich alles. Wir haben zwar unser Handgepäck mit Jacken, Kamera, iPad und Medikamenten und wir haben den kleinen Trolley mit Wanderschuhen, Regenjacken, Regenschirmen, Gürteln und Ladegeräten, aber all unsere Klamotten, die Kulturbeutel und mein Kissen sind in unserem großen Koffer. Das Band stoppt. Außer uns stehen noch acht andere Leute am Band. Das kann ja wohl kaum bedeuten, dass das schon alles war, oder? Der leere Kofferwagen entfernt sich wieder vom Terminal. Die verbliebenen Reisenden schauen sich mit Fragezeichen im Gesicht an und scharren nervös mit den Füßen. Wir lassen ein paar Minuten verstreichen, aber nichts geschieht. „Wir haben NUR SCHUHE“, sage ich etwas hysterisch zu meinem Nebenmann. „Na, immerhin“, entgegnet der.

Irgendwann bin ich bereit, der Möglichkeit ins Gesicht zu sehen, dass wir dieses Mal die Arschkarte gezogen haben. Ich lasse den Freund am Gepäckband stehen und mache mich auf den Weg zum Infoschalter, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen und zu erfahren, 1) wo das Scheißding ist und 2) wann wir es wiederbekommen. Die Dame von Air France lässt sich routiniert meinen Gepäckaufkleber aushändigen und hackt die Nummer in ihren Computer. „Tut mir leid, ich habe noch keine Informationen über ihren Koffer“, sagt sie und legt einen laminierten Bogen mit verschiedenen Koffertypen auf die Theke, anhand derer ich das Modell möglichst eindeutig bestimmen soll: Hartschale, Trolley oder weiche Tasche, wie viele Rollen, welche Farbe, welche Größe, irgendwelche besonderen Kennzeichen? Ich komme mir vor wie bei einer Zeugenbefragung bei der Polizei. Immerhin kenne ich „den Verdächtigen“ persönlich, so dass mir das „Fahndungsfoto“ leicht fällt. Meine Angaben wandern in den Computer, ich bekomme eine Fallnummer und einen Briefumschlag mit der Info, dass mit Air France ganze 100€ zur Verfügung stellen wird, damit ich mir ein paar Sachen kaufen kann, um über die Runden zu kommen, bis der Koffer wieder auftaucht. In den Umschlag sollen die Quittungen, die ich dann einreichen „darf“. Ich freue mich jetzt schon darauf. Aufs Shoppen und aufs Einreichen der Unterlagen. Die Dame signalisiert mir, dass ich nun entlassen sei und wendet sich dem nächsten Betroffenen zu. Ein Gutes hat meine frühzeitige Resignation: Ich bin als Erste von allen Kofferlosen hier raus. Nun ja, zumindest theoretisch, denn als wir im Anschluss beim Mietwagen-Schalter ankommen, wo wir einen Wagen reserviert haben, ist der Mitarbeiter ausgeflogen und auch telefonisch nicht zu erreichen. Läuft.

20 Minuten später taucht der gute Mann dann auf und wir verlassen mit nur einer Stunde Verspätung den Flughafen. Immerhin müssen wir unseren Riesenkoffer nicht in den kleinen Kofferraum des Mietwagens prokeln. Alles hat seine Vorteile. Die Tatsache, dass ich den Freund innerhalb dieser Stunde schon mindestens dreimal angeblökt habe wie ein tollwütiges Schaf, weil mich die ganze Sache furchtbar stresst, gehört nicht zu diesem Vorteilen. Wir checken im Hotel ein, immerhin müssen wir nichts groß auspacken und schmeißen uns in Richtung „centre-ville“. Eigentlich stünden jetzt vor dem Abendessen vier Stunden Stadtbesichtigung auf dem Plan. Diese sind bereits zu drei Stunden zusammengeschrumpft und haben sich auf die Besichtigung der bretonischen Einkaufserlebnisse verlagert. Heute brauchen wir nicht mehr mit unserem Koffer rechnen und morgen vermutlich auch nicht, hat uns ein Mitarbeiter der Air-France-Hotline mittlerweile mitgeteilt. Wo der Koffer stecke, könne er uns auch noch nicht sagen. Aber immerhin so viel, dass wir beide für 100€ einkaufen dürfen, immerhin sind unserer beider Klamotten im Koffer. Na toll, das macht das Ganze doch gleich viel entspannter. Obwohl Rennes uns mit einer wirklich tollen Innenstadt und vielen (auf den ersten Blick) echt einladenden, hübschen und individuellen Läden empfängt, verlagern wir uns darauf, H&M zu suchen. Denn wenn man für zwei Personen eine Grundausstattung von Unterwäsche über Schlafanzug bis hin zu T-Shirt und Pullover shoppen muss, dabei sowohl zeitlich als auch monetär mehr als beschränkt ist und außerdem von beidem (Zeit und Geld) noch etwas für den Einkauf von Kosmetika übriglassen muss, ist Bummeln durch kleine Boutiquen, von denen man nicht weiß, ob und was man dort bekommt, nicht der geeignete Weg.

Zweieinhalb Stunden später sind wir um drei Tüten und gleich mehrere Erkenntnisse reicher: 1) Selbst 200€ reichen nicht aus, um auch nur das Wesentlichste für zwei Personen zu besorgen, selbst dann nicht, wenn man bei H&M kauft, auf Haarbürste, Gesichtscreme und Duschgel verzichtet, sich ein Deo und eine Zahnbürste teilt und plant, das gleiche Paar Socken, den gleichen Pullover und die gleiche Hose so lange zu tragen, bis der Koffer wieder auftaucht. 2) In Frankreich (oder zumindest in der Bretagne) gibt es scheinbar keine Drogeriemärkte. Stattdessen kauft man Hygieneartikel und Kosmetika im Supermarkt. Und Innenstadt-Supermärkte zeichnen sich nicht gerade durch ein üppiges Sortiment aus. 3) Wenn man nur drei Stunden hat, um alles zu kaufen, was man eventuell für fünf Tage brauchen könnte, und die entsprechenden Läden erst suchen und finden muss, artet das leicht in Hektik aus und 4) man vergisst die Hälfte. Und 5) MICH STRESST SOWAS ENORM! Und wenn ich gestresst bin, bin ich unausstehlich. Sorry, Schatz :(!

Ohne Koffer am Ziel ankommen - "Fee ist mein Name"

Mit je einem Set aus drei Unterhosen, zwei T-Shirts, einer Kapuzenjacke und einem Schlafanzug, sowie einer Zahnbürste, einer Zahnpasta, einem Deo, einer Packung Shampoo, sowie einer Dose Puder, die sich im Nachgang als leider viel zu dunkel für meine Gesichtsfarbe herausstellt, beschließen wir unseren ersten Reisetag in Rennes. Ich bin zu diesem Zeitpunkt wirklich bereit, mich auf die Lage einzulassen, sehe mich halbwegs ausgestattet, um die Situation zu überstehen (auch wenn mich die Aussicht, ungekämmt und dank mangelnden Make-Ups glänzend und verpickelt im Video und auf den Fotos aufzutauchen, nicht gerade in große Begeisterung versetzt – ja, ich bin da eitel), und genieße das Abendessen. Ich bin sogar in der Lage, über die Situation zu lachen. Noch.

Die abendliche Prozedur im Badezimmer fällt kurz aus. Zähneputzen, Gesicht mit Seife aus dem Hotelspender waschen. Fertig. Ich lege mich ins Bett. Die Kissen sind recht hoch, erscheinen mir jedoch auf den ersten Blick wirklich brauchbar, zumindest im Vergleich dazu, was man sonst so kennt. Ich bin optimistisch. Bis mir auffällt, dass ja auch meine Ohropax im Koffer sind. Und ich habe seit zehn Jahren keine Nacht ohne Ohropax geschlafen. Ich habe einen dermaßen leichten Schlaf, ich höre nicht nur Flöhe husten, ich höre sie sogar atmen. Allerdings bin ich von der ganzen Aufregung so müde, dass ich trotzdem einschlafe. Schnell. Und das will etwas heißen. Eine Stunde später bin ich aber auch schon wieder wach. Mein Nacken tut weh und die MS-Symptome schlagen durch. Ich weiß nicht, wie ich liegen soll und zu allem Überfluss erdreistet sich der Freund zu atmen. Ich stopfe mir Wattepads in die Ohren, die im Bad herumliegen. Es hilft kurz. Ungefähr zehn Minuten lang. Dann bin ich wieder wach. Ich wälze mich herum. Ungefähr eine Stunde lang. Ich stehe immer wieder auf, um aufs Klo zu gehen. Ich bilde mir ein, dass ich danach besser schlafen kann. Das mache ich ungefähr dreimal. Mittlerweile habe ich das Kissen gegen das gefaltete Duschhandtuch getauscht. Außerdem ist mir zu warm (das kommt kurzgesagt auch von der MS), also decke ich mich mit dem zweiten Duschhandtuch zu. Ich wälze mich weiter. Eine weitere Stunde lang. Bis der Freund aufgibt, neben mir schlafen zu wollen. Er läuft zur Rezeption und fragt nach Ohrstöpseln, die man natürlich nicht hat. Er empfiehlt mir Klopapier. Das hilft noch weniger als die Watte. Ich wälze mich weiter. Zwischendurch wechsele ich wieder zur Decke, das Duschhandtuch ist auch keine Lösung. Das ist anstrengend zu lesen? Ja, das liegt daran, dass es anstrengend war. Gegen halb vier (ich liege mittlerweile seit 3 1/2 Stunden wach) gebe ich das Liegen auf und sitze senkrecht im Bett. Ich bin verzweifelt. Der Freund auch. Ich fange an zu heulen und proklamiere unter heftigem Schluchzen, dass ich nach Hause will. Ich betone: Das habe ich noch nie auf gesagt. Das habe ich noch nicht einmal gedacht. Niemals. Aber gerade jetzt erscheint mir die Aussicht, noch weitere Nächte ohne mein Kissen und ohne Ohropax zu verbringen, wie Folter. Dann lieber die Reise sausen lassen, den Unmut von Bretagne Tourismus auf mich ziehen und viel Geld für einen außerplanmäßigen Rückflug in die Hand nehmen. Der Freund sagt: „Wenn du willst, fahren wir nach Hause, aber erst einmal schauen wir, wie du jetzt noch zu ein wenig Schlaf kommst.“ Sprichts und organisiert mir an der Rezeption ein flacheres Kissen. Merke: Fragen hilft. Wenn schon nicht bei Ohropax, dann zumindest bei der Kissenwahl.

Eine Stunde später klingelt der Wecker, denn wir wollen vor den Menschenmassen beim Mont Saint-Michel sein. Immerhin konnte ich meine Schlafzeit noch von einer auf zwei Stunden verdoppeln. Ich fühle mich wie ausgekotzt. Meine erste Amtshandlung: Flüge checken. Das Ergebnis: Ernüchternd. Die Verbindungen sind scheiße und die Kosten hoch. Und heute wird das auf keinen Fall mehr was. Also erst einmal schauen, was der Tag so bringt, und dann weitersehen. Air France weiß natürlich immer noch nichts über unseren Koffer. Entgegen aller Erwartungen halte ich erstaunlich gut durch. Wir verbringen eine wundervolle erste Tageshälfte am Mont Saint-Michel (tolle Erlebnisse vermögen mich zu beflügeln) und erreichen am frühen Nachmittag Saint-Malo, wo nicht nur die Kissen vielversprechend aussehen, sondern ich auch eine Notapotheke auftue, die mir Ohropax verkauft. Ich blicke optimistischer auf die nächsten Tage, immerhin ist es gerade auch so wunderschön und ich sehe davon ab, Bretagne Tourismus (die sich mit der Organisation und der Wahl der Hotels, Restaurants und Programmpunkte riesig viel Mühe gegeben haben, mich die ganze Zeit über liebevoll betreuen und über WhatsApp am Wochenende Händchen halten) von meinen nächtlichen Abreiseplänen zu unterrichten. Morgen ist auch noch ein Tag. Mal sehen, wie ich schlafen werde.

Und was soll ich sagen? Ich schlafe wie ein Stein. Ich kann nicht behaupten, dass ich am nächsten Morgen erholt und frisch wie der junge Morgen aufwache, aber ich plane nicht mehr abzureisen. Ich freue mich riesig auf den Tag. Und das trotz der Tatsache, dass meine Haut erblüht ist wie ein Feld Mohnblumen, meine Haare langsam Nester bilden (ja, das geht alles sehr schnell) und ich anfange, meine Hose und meine Socken eklig zu finden. Immerhin ist morgens schnell gepackt: alles in die H&M-Türe geworfen und fertig. Air France weiß allerdings immer noch nichts über unseren Koffer. Gegen Mittag haben wir eine halbe Stunde Luft, die Geschäfte haben wieder geöffnet und wir entern erneut einen Supermarkt. Ich gönne mir eine Haarbürste und eine Spülung, wir kaufen eine dringend benötigte Tube Sonnenmilch, der Freund beginnt nämlich leider schon sich zu schälen, und auch Socken für Sie und für Ihn landen in unserem Korb – dass die Knallnasen vergessen, die Diebstahlsicherung zu entfernen, sie auch beim Verlassen des Ladens nicht auslöst und wir die Dinger also nicht nutzen können, merken wir zwar erst, als wir im Hotel ankommen, aber da ist es dann auch schon egal, denn keine Stunde später kommt die Nachricht: Wenn wir Glück haben, ist der Koffer gegen Abend bei uns. Und wir haben Glück. Endlich.

Meine erste Amtshandlung: Ich reiße mir alle Klamotten vom Leib, springe in die Dusche und ziehe hinterher frische, duftende Sachen an. Noch nie im Leben habe ich mich so darüber gefreut, einen Koffer zu sehen. Und das nach nur 2 1/2 Tagen ohne ihn. Ihr müsst mich für hochgradig albern halten, aber als ich an diesem Abend wieder mit meinem eigenen Kissen und meinen eigenen Ohropax (die konisch geformten aus Schaumgummi, nicht diese unförmigen und sperrigen Pfrömpfeldinger) schlafe, ist die Welt wieder in Ordnung. Zumindest bis zum nächsten Morgen, als wir feststellen, dass der Koffer zwar angekommen ist, aber nun einen Dachschaden hat. Und zwar einen gewaltigen. Die ganze obere Ecke ist kaputt. Totalschadenmäßig kaputt. „Oh oh, ich weiß nicht, ob der den Rückweg überlebt“, zweifelt der wohlmeinende Hotel-Angestellte.

Ohne Koffer am Ziel ankommen - "Fee ist mein Name"

Die wunderbaren und hochqualitativen Fotos in diesem Blogpost werden Ihnen präsentiert in Zusammenarbeit von meinem Handy und Air France ;)!

Wir verzichten darauf, auch die zweite Hälfte des Urlaubs mit Telefonaten mit Air France zu verkürzen, verschieben die Schadensmeldung auf unsere Rückkehr und genießen stattdessen die restlichen zwei Tage des Aufenthalts. Auf dem Weg zum Flughafen halten wir im Baumarkt, kaufen für 10€ Panzertape und schenken dem Koffer ein Rundum-Facelift. Das kann ich jedem nur empfehlen, denn Panzertape, das kreuz und quer um den Koffer geschlungen ist, macht aus einem einfachen Gepäckstück einen echten Hingucker. Allerdings bekommt man ihn dann auch nicht mehr so einfach auf und das ist dann schwierig, wenn sich die Dame am Gepäckschalter weigert, den Koffer einzuchecken, weil er Übergepäck hat. Was er wohlgemerkt nur deshalb hat, weil wir Zeug kauften mussten, das wir nicht brauchen, weil Air France den Koffer vertrödelt hat. Das kann die Dame zwar nachvollziehen, lässt es aber nicht als Argument gelten. Ich werde laut. Das interessiert sie aber auch nicht. Vorschrift ist Vorschrift. Und Übergepäck ist Übergepäck. Selbst dann, wenn die beiden Gepäckstücke zusammen nicht mal annähernd unser Limit für zwei Gepäckstücke auf die Waage bringen. Nur dass der eine eben sehr klein ist und nichts mehr aufnehmen kann. Immerhin erbarmt sie sich und drückt uns eine Plastiktüte in die Hand, die wir nun, nachdem wir den Koffer wieder freigeschnitten haben, mit vier Kilo unseres Gepäcks befüllen. Unendlich Handgepäck ist offensichtlich okay. Verstehe einer die Fluggesellschaften. Wir verkleben eine weitere halbe Rolle Panzertape und können endlich los. Wir und alle unsere Sachen. Wir kommen allerdings nur bis Paris, denn dann wird ein Schaden an unserem Flugzeug festgestellt und selbiges aus dem Verkehr gezogen. Stattdessen dürfen wir nun warten, bis ein Ersatzflugzeug aus Wien eintrifft. Sechs Stunden Wartehalle Terminal 2G. Kann man machen, muss man aber nicht.

Immerhin werden beide unsere Koffer richtig verladen und landen mit uns am Abend in Düsseldorf. Dieses Glück haben nicht alle Mitreisenden. Kurz nach unserem Koffer stoppt das Band. Fünf Leute stehen noch kofferlos daneben und haben Fragezeichen im Gesicht.


Was habe ich aus diesem unfreiwilligen ersten Mal gelernt?

  • Mit Haarbürste und Spülung oder ohne? Ganz egal, wenn bretonische Winde zuschlagen. Also einfach mal etwas locker machen.
  • Mit wenig Gepäck zu reisen hat nämlich auch seine Vorteile, alles geht viel schneller und man muss sich viel weniger Gedanken machen. Vieles ist vermutlich verzichtbar.
  • Ohne Kissen, Ohropax und Sonnenmilch können wir allerdings definitiv nicht leben.
  • Nur weil man etwas kaufen darf, darf man es nicht auch zwingend hinterher wieder mit nach Hause nehmen.
  • Ersatzunterhosen und eine Zahnbürste im Handgepäck zu haben, macht durchaus Sinn.
  • Genauso macht es Sinn, das Gepäck so auf zwei Koffer aufzuteilen, dass man in jedem einen Teil der grundlegenden Dinge hat. Wanderschuhe und Regenjacken sind zwar nett, NUR Wanderschuhe und Regenjacken helfen einem aber nur begrenzt weiter. Vor allem, wenn man erst einmal nicht wandern geht und 12 Stunden am Tag ausschließlich die Sonne scheint.

Jetzt wollen wir mal schauen, ob wir alle unsere Ausgaben ersetzt bekommen und vor allem wie viel wir noch für unseren echt gut erhaltenen Koffer bekommen. Air France ersetzt nämlich nur einen Zeitwert. Von dem können wir uns dann vielleicht einen schönen Kofferanhänger kaufen. Oder ein Eis. Oder wir leisten eine Anzahlung für eine Reisegepäckversicherung. Die kann man vermutlich immer gebrauchen. Und sei es nur für das gute Gefühl, bis das Band das nächste Mal leer bleibt.


Das nächste Mal gibt es auch von mir wieder ein schönes und denkwürdiges erstes Mal, eines, das es wert ist, sich zurückzuerinnern, und das nicht nur deshalb im Gedächtnis bleibt, weil es einen das eine oder andere graue Haar gekostet hat. Ansonsten ist wohl auch der Hashtag ziemlich unsinnig, denn auf erste Male wie dieses hier kann ich gut und gerne verzichten ;)! Ich hoffe, Ihr habt im Mai etwas Neues erlebt, das Euch fröhlicher stimmt als meine „Ausbeute“. Untendrunter befindet sich ein Linktool, in dem Ihr gerne Eure Blogposts mit Euren ersten Malen teilen könnt. Wer keinen Blog hat, aber trotzdem was zu sagen, ist eingeladen, seine Geschichte in den Kommentaren zu erzählen. Es zählen heute alle ersten Male, die ihr zwischen dem letzten Termin am 30. April und heute erlebt habt. Darüber schreiben und sie hier verlinken könnt Ihr noch bis zum nächsten Termin am 25. Juni (immer der letzte Sonntag im Monat) – so lange bleibt das Linktool geöffnet. Die Posts sollten auch alle in dem Zeitraum von heute bis zum nächsten Termin erscheinen, bitte nichts Altes verlinken, was zufällig passt. Das widerstrebt dem Gedanken der Aktion. Alles was Ihr ab heute bis zu besagtem 25. Juni zum ersten Mal erlebt, kann dann beim nächsten Mal geteilt werden. Ich freue mich auf Eure Beiträge und bin gespannt, was Ihr zu berichten habt <3.

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18 Kommentare

  1. Michael sagt:

    Hallo Fee,

    keine schöne Erfahrung und ich kann dich gut verstehen, aber den Tip „Genauso macht es Sinn, das Gepäck so auf zwei Koffer aufzuteilen, dass man in jedem einen Teil der grundlegenden Dinge hat“ höre ich von meiner Kollegin im Büro häufiger. Natürlich nur wenn man zu zweit verreist, denn nur dann macht das i.d.R. Sinn ;-). Das hat meiner Kollegin auch schon mal den Kopf (respektive die Klamotten) gerettet. Für eine Fluggesellschaft ist sowas, bei allem Streß den man als Fluggast hat, vermutlich Alltag, ungefähr so als wenn unsereiner mit dem Bus fährst.

    LG Michael

    • Fee ist mein Name sagt:

      Vermutlich ist das so. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Koffer täglich irgendwo verschütt gehen ;)! Wahrscheinlich haben die Fluggesellschaften eigene Mitarbeiter, die sich nur um Menschen kümmern, die wegen verloren gegangener Koffer ausrasten. Auch kein schöner Job …

  2. Frau JuB sagt:

    Huhu Fee,

    ich hoffe bei jedem Flug, dass beide Koffer (also der des Lieblingsmannes und meiner) immer ankommen, bisher war das auch immer so,… vorsichtshalber packen wir aber in beide Koffer immer Kleidung von beiden, so dass man, falls ein Koffer verloren gehen sollte, zumindest die ersten Tage über die Runden kommt,… Duschgel, Zahnbürste und Co wäre ja jetzt nicht so dramatisch, aber bei Kleidung und Co ist das schon ein wenig anders 😉

    LG Frau JuB

    • Fee ist mein Name sagt:

      Das Bekloppte ist: ich habe mal auf der Arbeit einen Text über „Koffer packen“ geschrieben und genau diese Aufteilung auf zwei Koffer als Tipp angegeben. Aber einem selbst passiert sowas ja nicht, wonnich :D?! Jaja, jetzt bin ich schlauer…

  3. Maren sagt:

    Warum werden die furchtbarsten Urlaubserlebnisse immer die unterhaltsamsten Geschichten? Falls Du irgendwann mal ein Buch über Deine Reisen schreiben willst, hier steht schon ein Kapitel.
    Aber alles Gute für weitere Reisen, wünscht Dir/Euch Maren

  4. Carla sagt:

    Ich durfte mal einen ganzen Urlaub auf meinen Koffer warten. Der wurde mir zwar netterweise kreuz und quer durch Österreich nach kutschiert, allerdings kam er bei mir dann tatsächlich erst einen Tag vor der Abreise an. Gut war, dass Sommer war und ich mit einer Freundin mit gleicher Kleidergröße auf Tour war. Da musste ich nur Unterwäsche und einen Bikini besorgen. Von der Fluggesellschaft habe ich ein Kulturbeutel bekommen mit Zahnbürste & Co und T-Shirt 😀

    • Fee ist mein Name sagt:

      Oh, wie großzügig, damit kommt man ja echt weit ;)! Tatsächlich hatten wir auch Sorge, dass wir dem Koffer immer einen Schritt voraus sind, immerhin waren wir jede Nacht woanders. Da kann ich ja drei Kreuze machen, dass er überhaupt noch angekommen ist …

  5. Ulla sagt:

    Da könnte ich mich jetzt direkt anschliessen. Auch ich bin diesen Monat ohne Koffer in München gelandet. Da es sich um einen Businesstrip handelte, war das mehr als unangenehm. Mit der airline bin ich auch noch nicht durch.
    Herzlichst Ulla

  6. Melanie sagt:

    Ist ärgerlich, aber liest sich wunderbar. Du hast einen tollen Schreibstil
    Das sich der Trick mit dem je hälftigen Kofferpacken aber bei Vielfliegern noch nicht rumgesprochen hat, erstaunt mich. Aber wie heißt es so schön? Aus Fehlern lernt man Nicht, dass ich euch noch mehr solcher Erfahrungen wünsche, aber für uns Leser ist es sehr unterhaltsam. Und mitunter lehrreich

    LG, Melanie

    • Fee ist mein Name sagt:

      Rumgesprochen hat sich das schon, wie oben bereits erwähnt habe ich den Tipp sogar selbst schon mal rausgehauen … allerdings hatten wir nur einen sehr großen und einen sehr kleinen Koffer, daher ließ sich das Gepäck nicht gut aufteilen und außerdem geht man natürlich immer davon aus, dass man nicht betroffen sein wird. Aber jetzt passiert mir das nicht so schnell wieder ;)!

  7. Eva sagt:

    Für zwei Tage einen Schlafanzug zu kaufen, aber dafür nur eine Zahnbürste für zwei, ist eine interessante Priorisierung! 😀

    Aber Schlafgewohnheiten ändern zu müssen ist wirklich furchtbar, daher kann ich das schon irgendwie verstehen. Mir ist das einmal mit dem Koffer passiert, allerdings zum Glück auf dem Rückflug – seitdem nehme ich auch immer ein Set Klamotten und meine wichtigsten Utensilien aus dem Kulturbeutel mit ins Handgepäck.

    Sieh es positiv – die Wahrscheinlichkeit, dass dir das in nächster Zeit nochmal passiert, ist hiermit gesunken! ^^

    • Fee ist mein Name sagt:

      Das macht total Sinn! Mit jemandem, den ich küsse, kann ich mir doch super eine Zahnbürste teilen. Einen Schlafanzug dagegen trägt man eher alleine ;)! Und ohne zu schlafen, ist irgendwie nix für mich…

  8. Judith sagt:

    Oh man, das muss echt kacke gewesen sein! Ich habe den Tipp ja auch schon oft gehört, aber so gepackt haben wir auch noch nie. Und ich vermute fast, dass wir es beim Packen auch wieder vergessen werden – bis uns das dann auch mal passiert… Schön dumm…

    Aber das Ganze hast du wirklich sehr unterhaltsam berichtet. ICh mag deinen Schreibstil!

    Liebe Grüße
    Judith

  9. Nicole sagt:

    Wir standen mal in Neuseeland und wollten unsere Rundreise antreten und es waren beide Rucksäcke weg, darin unser Zelt, Schlafsäcke, Gaskocher etc. Wir hatten also nicht nur keine Kleidung, sondern auch keinen Schlafplatz. Klären mussten wir das Ganze per deutschem Handy über neuseeländisches Telefonnetz mit einem Menschen aus Hong Kong. Irre! Fünf Tage später kam das Gepäck dann nach. Wir haben überlebt!

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