Tour de zyprische Bergdörfer: von Vavla bis Kakopetria

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Tour de zyprische Bergdörfer - von Vavla bis Kakopetria - "Fee ist mein Name"
3. April 2017 / By / , , , / 10 Comments

An unserem ersten Tag auf Zypern letzten September taten wir etwas, das sich gleich mehrfach als gute Idee herausstellte: Wir setzten uns relativ planlos ins Auto und fuhren los. Früher wäre mir das ja nie passiert. Früher hätte ich den Tag schon konkret mit allen Stopps durchgeplant gehabt. Das hat zwar manchmal auch seine Vorzüge, aber mittlerweile weiß ich: Oft stellen sich im Rückblick vor allem jene Tage als am schönsten heraus, an denen man sich einfach hat treiben lassen, ohne Erwartungen (die ja schließlich auch enttäuscht werden können) und mit einem weißen Blatt Papier hinter jeder Straßenbiegung, das es zu füllen gilt. Das vage Ziel unserer kleinen Unternehmung: die Berge. Und ganz im Sinne von „der Weg ist das Ziel“ müssen wir dafür gar nicht weit fahren, denn unsere Unterkunft, von der ich Euch unbedingt auch noch berichten muss, befindet sich in Kato Drys, einem Ort, der sich bereits 520 Meter über dem Meeresspiegel befindet (obwohl er nur 20 Minuten vom Meer entfernt liegt) und damit selbst schon als Bergdorf durchgeht. Bereits fünf oder sechs Kilometer entfernt parken wir das Auto daher schon zum ersten Mal. Wir sind in Vavla angekommen. Und Vavla sieht nett aus. Wenn das mal kein guter Grund für einen ersten Halt ist.

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Vavla ist winzig und zu dieser Tageszeit, kurz vor Mittag, zudem völlig ausgestorben. Weniger als 100 Menschen sollen hier wohnen, das kann ich mir gut vorstellen, sehen tue ich allerdings nur exakt zwei. Um genau zu sein: ein wirklich altes Ehepaar, das bei offener Haustür in der abgedunkelten Küche (oder auch im Wohnzimmer, so genau lässt sich das nicht erkennen) sitzt und einen begeisterten, griechischen Wortschwall auf uns loslässt, als wir uns vor ihrer Schwelle in die Hocke begeben, um die vielen Katzen zu fotografieren, die sich dort im Schatten niedergelassen haben (nur die ersten von unglaublich vielen, die in den kommenden zwei Wochen vor unserer Linse landen). Wir zucken entschuldigend mit den Schultern, die Beiden lachen und winken uns stattdessen zu. Wir laufen zur Kirche des Dorfes, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die umliegende Landschaft hat. Kilometerweit in alle Richtungen sehen wir nichts als karge Hügel. Die Sonne brennt heiß vom Himmel, kein Wunder also, dass keiner auf der Straße ist.

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Der Rundgang durch Vavla ist naturgemäß kein besonders langer, aber da wir uns treiben lassen, gefühlt jede Blume und jede Haustür fotografieren (auch von denen gibt es auf Zypern sehr viele unglaublich fotogene Exemplare), dauert es doch fast eine Stunde, bis wir uns wieder ins Auto setzen. Im Nachhinein lese ich, dass in Vavla offenbar toller Honig aus Thymian und Wildblumen hergestellt wird. Das hätte uns zwar um diese Zeit auch nicht weitergebracht, aber sollten wir mal wiederkommen, werde ich schauen, ob ich den irgendwo bekomme …

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Wir setzen uns ins Auto und fahren weiter, immer gen (Nord-)Westen in Richtung Kakopetria, ein Ort, den uns unsere Gastgeber empfohlen haben. Unser Prinzip ist einfach: Wir lassen uns vom Gefühl leiten und steigen aus, wo es schön ist. Wie die Orte heißen? Interessiert uns nur am Rande. Und daher kann ich Euch auch nicht verraten, wie das Nest heißt, wo wir zur späten Mittagszeit aufschlagen, ein Restaurant am Straßenrand entdecken, das einen hübschen, von Weinreben umrankten Außenbereich hat, und beschließen: Hier machen wir Pause.

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Das Restaurant ist vollbesetzt, auch wenn es auf dem Foto nicht so aussieht. Außer uns kommt bloß niemand auf die Idee, sich draußen hinzusetzen, die Gäste speisen drinnen oder auf der überdachten Veranda. Wir sind scheinbar die einzigen Touristen, an den Tischen wird ausschließlich Griechisch gesprochen, fast alles sind größere Gruppen, vermutlich Familien, die sich nach dem sonntäglichen Gottesdienst hier zum Essen versammeln. Eine Karte in dem Sinne scheint es nicht zu geben, alle essen das Gleiche, große Teller mit Fleisch und Kartoffeln, richtig deftige Hausmannskost, begleitet von Brot, Käse und Trauben. Das Fleisch ist uns zu mächtig, aber die Beilagen, die sehen gut aus. Der Freund geht hinein, um etwas zu bestellen, kommt jedoch schnell wieder raus, einen kleinen Jungen im Gepäck, vielleicht zwölf Jahre alt, offensichtlich der Einzige in dem Laden, der ein paar Brocken Englisch versteht. Mit Händen und Füßen bestellen wir Getränke und versuchen ihm zu erklären, was wir essen möchten. Kurze Zeit später biegt sich unser Tisch unter säuerlichem Brot, Tahine, Trauben und Halloumi, so viel, dass wir es kaum aufgegessen bekommen. Und wir zahlen dafür: Fast nichts. Falls Ihr also mal auf dem Weg von Vavla nach Kakopetria an diesem Ort vorbeikommt (das Restaurant hat ein großes purpurfarbenes Schild draußen, mehr kann ich Euch nicht sagen): Hier sitzt man nett und kommt definitiv unter Leute :)!

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Und weiter geht es. Wir durchqueren unzählige Dörfer, meistern dort teils enge und steile Gassen (und sind froh, nur einen Mittelklassewagen zu fahren), fahren immer wieder an Ikonostasen am Straßenrand vorbei – meist kleine Miniaturkirchen zum Gedenken an Verkehrsopfer, die uns daran erinnern, dass man nicht nur aufgrund des Linksverkehrs hier auf Zypern besser vorsichtig fahren sollte (obwohl uns auf dieser Strecke fast niemand entgegen kommt) –, halten weiterhin mal hier und mal da (die Kirche untendrunter ist in Potamitissa, das bekomme ich dank Instagram noch zusammen), landen versehentlich in einem alten Steinbruch und beobachten, wie langsam immer mehr Bäume hinzukommen und die Landschaft immer grüner wird.

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Schließlich erreichen wir am späten Nachmittag, nach knapp 70 km auf kurvigen Bergstraßen und unzähligen Stopps den Ort Kakopetria. Das Dorf befindet sich an den Nordhängen des Troodos-Gebirges und ist mit 1200 dauerhaften Einwohnern und saisonal einer ganzen Reihe städtischer Zyprioten mehr, die dort dank der vergleichsweise kühleren Temperaturen ihre Sommerfrische verbringen, deutlich größer als die anderen Ortschaften, die wir bisher passiert haben. Unsere erste Amtshandlung: Im unten abgebildeten Supermarkt ein Wassereis kaufen und auf der Bank davor verschlingen. Merke: Das ist kein wertvoller Geheimtipp, sondern einfach nur die Wahrheit ;)!

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Aber nicht nur stadtmüde Hauptstädter kommen gerne her, auch für Touristen ist Kakopetria ein beliebtes Ziel. Der Ort ist reizvoll in einem Talkessel gelegen, wird von grünen Hängen umschlossen und es fließen gleich zwei kleine Flüsschen hindurch, deren Rauschen dem Besuch eine sehr friedliche Atmosphäre verleiht. Außerdem gibt einen hübschen, alten, unter Denkmalschutz stehenden Ortskern mit engen Kopfsteinpflastergassen, die sich zwischen (zumindest zur Vorderseite) restaurierten Häusern mit Holzbalkonen den Hügel entlangschlängeln. Und Kakopetria ist auf die Besucher eingestellt, die da kommen. Einerseits gibt es im Ortskern einiges an eindeutig auf Touristen abzielender Gastronomie (leider!), andererseits werden aus jedem zweiten der alten Häuser selbst eingemachte Konserven verkauft. Zugegeben: Ich persönlich empfinde es ja immer als etwas trübend für mein Urlaubserlebnis, wenn ich alle zwei Meter nachdrücklich ablehnen muss.

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In einer kleinen Seitenstraße treffen wir auf den gestiefelten Kater aus „Shrek“ in jungen Jahren, der hier mit seinem Bruder „Fang den Schwanz“ spielt. Wir schaffen es, ihnen dabei geschlagene 20 Minuten zuzusehen. Im Anschluss nehmen wir eine kleine Stiege, die hinunter zum „Fluss“ führt. Wir wollen rüber zur alten Mühle, die eher einem Kloster im Himalaya ähnelt als einem ehemaligen Handwerksbetrieb auf einer Mittelmeerinsel. Mittlerweile beherbergt das Gebäude ein Hotel und ein gehobenes Restaurant namens „The Mill“, das uns von den Gastgebern unserer Unterkunft ans Herz gelegt wurde. Unten am Wasser, kaum von Sonne beschienen, stehen eine Hütte und ein paar Bänke – offensichtlich eine rustikale „Filiale“ des feinen Etablissements weiter oben am Hang, wo man gut Forellen essen können soll. Uns ist es dort aber bereits zu frisch und so stapfen wir weiter. Leider stellt sich heraus, dass „The Mill“ erst um 19 Uhr wieder öffnet und da uns noch eine anderthalbstündige Rückfahrt bevorsteht, entscheiden wir uns dagegen, noch so lange zu warten, und essen in einem der Tourischuppen im Ort. Spoiler (wenig überraschend): Das kann man lassen.

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Wir beschließen also unseren Ausflug in die Berge mit einem wenig empfehlenswerten Essen, aber dem guten Gefühl, einen schönen, ersten Tag gehabt zu haben.So ein kleiner Roadtrip ist sehr zu empfehlen, auch wenn uns die kleinen, weniger touristischen Ecken auf dem Weg deutlich besser gefallen, als der bekanntere Ort, für den „alle“ kommen. Trotzdem ist es nett in Kakopetria und vor allem wirklich angenehm kühl, was ich zu schätzen weiß, immerhin tue ich mich vor allem in den ersten Tagen auf Zypern mit den klimatischen Bedingungen schwerer als gedacht.

Unser Fazit: Bei so einem Ausflug in die Berge ist der Weg eindeutig das Ziel. Ein Glück, dass wir das intuitiv ohnehin so gehandhabt haben. Und so bleibt dieser Ausflug auch nicht unser letzter ins Troodos-Gebirge. Aber davon berichte ich Euch dann ein anderes Mal …

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10 Kommentare

  1. Janina sagt:

    Zypern reizt mich ja nicht so recht. Ich weiß auch nicht so genau warum. Aber nach deinem Bericht (Ebensowie der vom B&B in Antwerpen schon) bin ich geneigt sofort aufbrechen zu wollen. Danke für die wundervollen Einblicke <3

  2. Paleica sagt:

    ich kann es riechen. deine bilder transportieren etwas, das meine sinne auf eine ganz besondere art anspricht. das hast du ganz wunderbar gemacht. auch wenn zypern jetzt auch nicht unbedingt ganz weit oben auf meiner bucketlist steht. dieses mediterrane inselflair mag ich sehr gern.

    • Fee ist mein Name sagt:

      Wonach riecht Zypern denn, wenn ich darüber schreibe, ohne Gerüche zu erwähnen? Das würde mich jetzt wirklich brennend interessieren :)! Danke dir :-*

  3. Andrea sagt:

    Ich will auf der Stelle nach Zypern!

  4. Kristina sagt:

    Diese Farben, einfach Wahnsinn! Ich liebe deinen Blick für die kleinen Sachen und für stimmige Kompositionen. Zypern hat mich auch nie so gereizt – mit diesen Bildern aber schon!

  5. Anja sagt:

    Wow, was für ein toller Beitrag und echt schöne Bilder! Zypern hätte gar nicht auf der Liste meiner Reiseziele gestanden, aber ich glaube das hat sich gerade geändert.. 🙂 Ein Besuch auf Deinem Blog ist echt immer inspirierend!
    Liebe Grüße, Anja

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich so viele von Euch mit diesem Post von Zypern überzeugen kann. Das ist ein tolles Kompliment <3

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