Wie die Dahlien aus der Diven-Schublade herauskamen

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Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"
20. Oktober 2016 / By / / 17 Comments

Ich bin, was Blumen angeht, ja eigentlich eher ein Freund der Mauerblümchen. Genauer: Ich mag solche Blüten, die einen zurückhaltenden Charme versprühen, die durch schlichte Schönheit überzeugen, die sich nicht durch Pomp und Extravaganz in den Vordergrund drängen. Florale Diven sind dagegen nicht so mein Ding. Je ausgefallener, desto weniger kann ich ihnen abgewinnen. Und ohne allzu vorurteilsbehaftet rüberkommen zu wollen: Dahlien im Allgemeinen fallen schon eher in die Kategorie exzentrisch und aufmerksamkeitsheischend. Ich meine: Googelt einfach mal „Dahlien“ und schau Euch die Bilderübersicht an. Wisst Ihr, was ich meine?

Grundsätzlich hätte ich also, wenn Ihr mich in den letzten Jahren auf der Straße angesprochen und gefragt hättet „Fee, was hältst du eigentlich von Dahlien?“, geantwortet: „Nicht so viel“. Dabei bin ich alles andere als ein Dahlienexperte. Aber irgendwann landete die Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (das musste ich zugegebenermaßen nachlesen) eben in meiner Diven-Schublade und wir kennen das alle: wenn so eine Schublade erst mal zu ist, schaut man auch so schnell nicht wieder rein. Das ist bei Blumen nicht anders als bei Menschen.

Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"

Nun gibt es aber im Dortmunder Westfalenpark, den ich, wie vielen hier hinlänglich bekannt sein dürfte, als meinen erweiterten Vorgarten bezeichne, alljährlich im Herbst umfangreiche Dahlienpflanzungen zu bewundern. Diese Pflanzungen treten recht konzentriert an zwei Orten im Park auf und sind daher einerseits recht leicht zu finden, andererseits aber auch recht leicht zu meiden. Und da der Park groß genug für sonstige Entdeckungen ist und ich mein botanisches Schubladendenken in den letzten Jahren kaum hinterfragt habe, gingen die Dahlien und ich uns meistens aus dem Weg. Oder besser: Ich ihnen.

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Jetzt schreiben wir jedoch den ersten Herbst, seit ich meinen Alltag radikal umgekrempelt habe und mich nunmehr als Angestellte mit 40-Stunden-Woche verdinge. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches in dieser Welt, bringt jedoch für jemanden, der vorher länger freiberuflich gearbeitet hat, den Umstand mit sich, dass die Freizeit in den Abend rückt, der vor allem in der dunklen Jahreszeit (trägt sie ihren Namen doch zu Recht) mit deutlich weniger Tageslicht auskommen muss. Oder eben auch gänzlich ohne. Und das schränkt die Möglichkeiten eines Westfalenparkbesuches deutlich ein. Zumindest dann, wenn man etwas sehen möchte. Für mich als passionierte Blümchenfotografin, die aus dieser Beschäftigung absurderweise Energie zu schöpfen vermag, bedeutet das in der Praxis: Viel weniger Blümchen, viel weniger Energie. Ein Teufelskreis.

Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"

Und so tat ich vergangenen Sonntag etwas geradezu Ungehöriges: Ich näherte mich den Dahlien mit dem dezidierten Ziel, ihnen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Denn, so meine Theorie, wenn ich auf einer Fläche von vielleicht zehn mal zehn Metern ebenso viele Blumen-Models abgreifen kann, wie sonst im gesamten Park addiert auftreten, kann ich dadurch in wesentlich kürzerer Zeit meinen Energiehaushalt wieder auffüllen, als mit meinem üblichen Vorgehen auch nur annähernd möglich wäre. Ich ging also zunächst meinem üblichen Tagewerk nach (alles erledigen, was die ganze Woche liegengeblieben ist, was bedeutet: alles) und schwang erst gegen 17 Uhr meinen Hintern in die schon schwindende Sonne hinaus. Und tatsächlich: Auch in der Praxis erwies sich meine vorher auf dem mentalen Reißbrett entworfene Theorie nicht nur als machbar, sondern als durchaus befriedigend. Denn beim näheren Hinsehen erwiesen sich die Dahlien als ungemein fotogen.

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Nicht, dass Ihr mich falsch versteht: Dahlien in rauen Mengen sind weiterhin nicht mein Ding. Ich stehe nicht darauf, wie sie sich in ihrer herausgeputzten Schönheit in uniformen Gruppen arrangieren und wirken wie die Front Row einer floralen Fashion Week. Gerade gemeinsam wirken sie in meinen Augen zu perfekt, zu selbstverliebt, drängen sich zu sehr in den Vordergrund. Aber einzeln betrachtet und im Detail ist ihre Symmetrie auf einmal faszinierend und wirkt ihre ausgeprägte Farbigkeit gar nicht mehr so narzisstisch, sondern vielmehr stimmig und angemessen.

Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"

Mittlerweile habe ich mich eingehender mit „der Dahlie an sich“ beschäftigt und festgestellt, dass es „die Dahlie an sich“ gar nicht gibt. Vielmehr gibt es so unzählige verschiedene Dahlien, viele tausende Sorten, dass man sie gar nicht über einen Kamm scheren kann. Gut, sie lassen sich in Klassen sortieren, in Einfache Dahlien, Dekorative Dahlien, Balldahlien, Kaktusdahlien, Pompondahlien, Seerosendahlien, Hirschgeweihdahlien, Halskrausendahlien, Sterndahlien und was nicht noch alles. Und innerhalb dieser Gruppen gibt es auch nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeiten. Aber trotz alledem ist jede Dahlie auch ein Individuum, das es verdient, einzeln betrachtet zu werden. Manche dieser Individuen sind mir tatsächlich zu expressionistisch (aber sie finden mich dafür vielleicht langweilig ;)), andere wiederum gefallen mir zu meiner eigenen Überraschung richtiggehend gut. Und zwar nicht nur im geschlossenen Zustand…

Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"Dahlien im Dortmunder Westfalenpark - "Fee ist mein Name"

Und was lernen wir daraus? Schubladendenken bringt einen niemals weiter, auch nicht wenn es um Blumen geht. Vielleicht gebe ich ja als Nächstes den Nelken mal eine Chance. Horizonterweiterung hat schließlich noch niemandem geschadet. Die Dahlien besuche ich jedenfalls jetzt häufiger und vielleicht werden wir ja sogar Freunde. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Und wie sieht es bei Euch so aus? Habt Ihr auch florale Vorurteile? Und wie steht Ihr zu Dahlien? Ich bin gespannt. Ach übrigens, noch ein paar Dahlienimpressionen aus dem Westfalenpark findet Ihr aktuell auf dem Blog von Haydee. So unterschiedlich können die Wahrnehmungen auf ein und diesselbe Sache sein. Ich sage es ja: Alles eine Frage der Details und der Sichtweise…

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17 Kommentare

  1. Birgit sagt:

    Liebe Fee,
    das sind wieder mal so schöne Bilder! Ich bin auch nicht so der Fan von Dahlien, aber in Berlin gibt es im Britzer Garten jedes Jahr eine tolle Ausstellung. Da habe ich auch die unglaubliche Vielfalt der Dahlien entdeckt. Wie so oft im Leben, lohnt sich ein zweiter Blick…

  2. Haydee sagt:

    Hihi.. du schaffst es wieder, eine komplette wissenschaftliche Abhandlung zu schreiben 🙂 Prompt noch was gelernt. Also ich mag Dahlien. Eben gerade weil sie so pompös daher kommen. So „hallo hier bin ich, ich bin schön“ mäßig. Und einzeln betrachtet, vor allem von Nahem, sind sie doch auch wundschön.
    Ich bin übrigens überhaupt kein Orchideen Fan. Die Blüte an sich ist teilweise ganz hübsch, zumindest wenn es nicht diese nullachtfünfzehn Orchidee ist, die in fast jedem Haushalt zu finden ist. Aber sobald sie verblüht sind, und nur noch die Blätter da rumhängen und diese wurmartigen Luftwurzel .. bäh…
    LG
    oh und Nelken sind übrigens durchaus sehr hübsch – nur die Stengel sind nicht so schön 🙂

    • Fee ist mein Name sagt:

      Orchideen kann ich auch gar nichts abgewinnen. Die stehen auf meiner Favoritenliste noch weit unter Dahlien. Aber jetzt verurteile ich schon wieder. Es gibt bestimmt auch ganz bezaubernde Orchideen ;)!

  3. Pünktchen sagt:

    Dahlien sind toll! Wie sich so hochrecken. Total stark. Was mir jahrzehntelang ein Dorn im Auge war, waren … tja, jetzt fällt mir nicht mal der Name zu ihnen ein. So eine echte Omma-Blume. Seit einigen Jahren nun, was soll ich sagen, kann ich doch der ein- oder anderen Sorte dieser Art etwas abgewinnen. Ob das daran liegen mag, daß ich nun auch langsam aber sicher mich der Omma-Riege zubewege?! Liebe Grüße

  4. Paleica sagt:

    wie schön, dass du deine schublade nochmal geöffnet und uns dafür mit so wunderbar bunten bildern beglückt hast, die in diesem grau richtig gut tun. mir geht es da ähnlich wie dir, ich hab es nicht so mit pomp und co. rosen zum beispiel sind so gar nicht mein fall, die stechen auch noch. ansonsten bin ich weitgehend ein botanisches nackerbazl und erkenne wohl grade mal sonnenblumen, besagte rosen, gänseblümchen und löwenzahn. vorletztere mag ich sehr gern, auch die größere variante der margariten. für schneeglöckchen kann ich mich einigermaßen begeistern und kuhschellen. im allgemeinen sind blätter aber mehr mein ding als blumen 😉

    • Fee ist mein Name sagt:

      Rosen finde ich auch nicht so knorke. Auch bei Gänseblümchen bin ich voll bei dir. Ganz bezaubernd. Kuhschellen hingegen musste ich erst mal googeln. Dabei liebe ich sie auch. Ich wusste nur nie, wie sie heißen ;)!

  5. julia sagt:

    hach, sind das schöne farben… macht gleich gute laune im novembergrau (ja, november! der oktober sollte nicht so grau sein o.O) 🙂

  6. Judith sagt:

    Hihi… mir sind die meisten Dahlienblüten ja auch etwas zu pompös, aaaber interessant ist, dass man sie essen kann – Blütenblätter als bunte Salatzutat, oder die Knollen als richtiges Gemüse! 🙂 Zum Teil werden deshalb sogar manche Sorten als „DeliDahlien“ angeboten. Irgendwann muss ich das mal probieren… Dieses Jahr buddel ich aber erstmal am Fuße der vermutlichen Topinamburpflanze nach Knollen, und wenn ich das Verkosten überlebe, wage ich mich vielleicht nächstes Jahr an Dahlien. ;D

    • Fee ist mein Name sagt:

      Halt mich auf dem Laufenden, was deine Verkostungen ergeben. Ich bin ja kein Freund von Blumen im Essen. Aber interessieren würde es mich schon ;)!

      • Judith sagt:

        Wer Salatblätter isst, kann auch Blütenblätter essen – geschmacklich tut sich da meist nicht viel. 😉 Die Blütenblätter sind nur schöööner und bunter. ^^

  7. Berit sagt:

    Hey liebe Fee,
    ich finde Dahlien unglaublich toll. In der Vase am liebsten alle in einer Farbe. Deine Fotos sind voll schön und gut, dass du die Dahlien jetzt immerhin halbgut findest 😉

    viele Grüße
    Berit

  8. Flink sagt:

    Jetzt hab ich schon Lust wieder auf den Sommer ist ja leider seit einiger Zeit alles grau. Aber macht ja gute Laune wieder so farbenfrohe Bilder zu sehen danke schön.

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