Von Täuschkörpern und klaustrophobischen Anfällen

DeutschlandOstfrieslandReisen
5. Mai 2013 / By / , , , , / 4 Comments

Auch in Ostfriesland ist das Wetter mal mäßig. Dann kann man ins Museum gehen. Zum Beispiel ins „Deutsche Marinemuseum“ in Wilhelmshaven. Der Freund steht auf Technik, ich auf Kulturgeschichte und spannende Fotomotive, gibt’s da alles, also nichts wie hin. Um vorweg ein bisschen mit Fakten um mich zu schmeißen: Das Museum zeigt die Entwicklung der deutschen Militärseefahrt von 1848 bis heute mit dem Schwerpunkt auf der Geschichte der Bundesmarine/ Deutschen Marine. Das Ganze ist eine privatwirtschaftliche Initiative unter der Beteiligung etlicher (ehemaliger) Marineangehöriger und stellt vor allem den Erlebnisfaktor in den Mittelpunkt des Museumsbesuchs. Eine kritische Meinung zum Dargestellten muss man sich vielfach selbst bilden.

Ich würde behaupten, dass ich das kann, und denke, dass auch die meisten von Euch dazu in der Lage sind. Aber gerade Kinder und Jugendliche brauchen hier meiner Meinung nach Hilfe, um das Gesehene einzuordnen und zu reflektieren. Einige Erwachsene brauchen die aber sicherlich auch und in diesem Punkt sehe ich durchaus eine Gefahr. Ich möchte diesen Post aber nicht nutzen, um meine eigenen Ansichten zu Krieg, Frieden und Institutionen wie der Marine oder der Bundeswehr zur Diskussion zu stellen. Es reicht denke ich zu sagen, dass ich mich, wie sicher viele von Euch auch, als Pazifist betrachte. Ich möchte vorweg bloß dafür sensibilisieren, dass auch Museen (so schön sie gemacht sein können und das ist hier wirklich der Fall) nicht immer die absolute Wahrheit darstellen, sondern meistens nur einen Ausschnitt der Realität abbilden. Nichtsdestotrotz können sie einen wertvollen Beitrag zur Erweiterung unseres Horizonts liefern. Solange wir eben nicht vergessen, uns unsere eigenen Gedanken zu machen. Aber davon gehe ich bei Euch aus :)!

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In our vacation in East Frisia the boyfriend and I visited the „German Marine/Navy Museum“ in Wilhelmshaven. It’s made for an eventful visit, not for a very profound examination of the topic. But if you are able to think for yourself (and I’m sure you are), the museum is a nice destination for a grey day.

Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"

Zunächst wäre da die Dauerausstellung im Inneren des Museums. Neben historischen Exponaten und technischen Modellen verschiedenster Marineschiffe, stehen hier vor allem Menschen mit ihren jeweils eigenen Geschichten (statt der „großen“ Geschichte) im Mittelpunkt. Das Ganze ist liebevoll gemacht und lädt durchaus zur näheren Beschäftigung ein, ich denke allerdings, dass die Dauerausstellung für viele Besucher nur eine kurze Durchgangsstation auf dem Weg nach draußen ist, wo mehrere Museumsschiffe dazu einladen, die Lebensbedingungen an Bord nachzufühlen.

First there is a permanent exhibition inside with lots of historical exhibits, model ships and life stories of former german marines. I think most of the texts were also translated into english so that the museum is attractive for international visitors as well. But I’m quite sure that most visitors mainly come for the outside area with three big museum ships that invite you to feel the atmosphere on board.

Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"

Als erstes entern wir das U-Boot U10, das von 1967 bis 1993 für die Bundesmarine in Betrieb war. Das Betreten des Schiffs lehrt mich zwei Dinge: 1) Ich wäre ein perfektes U-Boot-Besatzungsmitglied. Ich komme fast überall durch, ohne mich bücken zu müssen. 2) Ich wäre ein furchtbar schlechtes U-Boot-Besatzungsmitglied, weil ich unter Garantie, sobald das Ding die Schotten dicht macht, massive Panikattacken bekommen würde. Kein Wunder, schließlich habe ich schon auf „normalen“ Schiffen Schiss. Die Vorstellung, dass da auch noch Wasser über mir ist, treibt mir sogar auf meinem Schreibtischstuhl die Schweißperlen auf die Stirn. Ganz bezauberndes Detail: Neben der Toilette ist die „Ausstoßöffnung für Täuschkörper“. Da hatte jemand richtig Humor :)!

First we set foot in the U10, a submarine boat that was used from 1967-1993. I learn two things: 1) I’d be a perfect crew member. I’m small enough to walk around without bending over. 2) I’d be a horrible crew member. Just the idea of water all around me makes me break out in a cold sweat.

Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"

Weiter gehts zur Besichtigung des Minenjagdboots Weilheim und des Lenkwaffenzerstörers Mölders, die ich in meiner Erinnerung nur teilweise auseinanderhalten kann. Wieso malen die ihre Schiffe auch alle in der gleichen Farbe an? Wie soll sich das einer merken :)? Fakt ist: Das eine ist kleiner, das andere größer. Da ich mich für Waffen ungefähr genauso interessiere wie für Taubenzüchtervereine, kann ich Euch rein gar nichts zur genauen Funktion der Schiffe erzählen. Aber googeln könnt Ihr zur Not ja auch selbst. Ich pose statt dessen wichtig an der Luke zur Steuerkabine, die mit Sicherheit einen substanzielleren, cooleren und passenderen Namen hat als Steuerkabine. Aber immerhin bringe ich ein bisschen Farbe ins Spiel. So ein Rettungsring kann auch nicht alles rausreißen…

Next there are a minehunter and a guided missile destroyer. I’m not interested in weapons at all so I have nothing to say about these ships and their function. Be smart, google yourself :)!

Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"

Der Lenkwaffenzerstörer, das größere der zwei Schiffe, kommt einem im Übrigen auch nur so lange groß vor, bis man den Fuß auf ein Achtzig-Mann-Deck setzt und erfährt, dass insgesamt 334 Besatzungsmitglieder an Bord waren. Die klaustrophobische Atmosphäre des Wortes Kabinenkoller bekommt unter diesen Umständen eine ganz neue Dimension. Gut, dass ich nie vorhatte zur Marine zu gehen, unter einer entspannten Arbeitsatmosphäre stelle ich mir nämlich was anderes vor. Für diese Erkenntnis hätte es zwar auch gereicht jeden x-beliebigen Kriegsfilm zu gucken, aber live durch die Gänge dieser Schiffe zu laufen, ist dann doch noch mal was anderes. Solange man meine Eingangsworte im Hinterkopf behält, kann ich einen Besuch im Marinemuseum daher nur empfehlen. Und wenn man anschließend das Bedürfnis nach Kontrastprogramm verspürt: Auf der anderen Straßenseite kann man das Nationalparkhaus „Das Wattenmeer“ besuchen. Das machen wir dann beim nächsten Mal, wenn wir nach Ostfriesland kommen. Diesmal war leider schon zu :/!

I thought the guided missile destroyer was a big ship until I learned that 334 people lived on it. Wow. Good thing I never thought of joining the navy :)! P.S. If you are looking for a totally different experience after this museum, the visitor centre for the UNESCO World Heritage natural site „Wattenmeer“ is just on the other side of the road. Enjoy your visit in Wilhelmshaven.

Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"
Besuch beim "Deutschen Marinemuseum" - "Fee ist mein Name"

P.S. Ich für meinen Teil wäre ja aber sowieso nur Käpt’n geworden. Mit der Mütze hat das nix zu tun, nur falls einer von Euch fragt. Das ist ’ne Frage von Austrahlung, ich sach mal… Charisma 🙂!

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4 Kommentare

  1. Michael sagt:

    In einem U-Boot war ich auch noch nie, was vermutlich auch daran liegt, daß ich auf Schiffen lieber oben an der frischen Luft stehe (und auch nur auf kleinen Seen und so). In allen anderen Ebenen unter Deck wird mir beim leistesten Schwanken auch gleich schwummrig. Außerdem merken könnte ich mir vermutlich die ganzen Funktionen eines solchen Schiffs auch nicht ;-).

    Nicht daß ich auf Kriegsfilme stehe, aber "Das Boot" war oder ist einer der Besten Filme zu diesem Thema (meiner unbescheidenen Meinung nach), auch was die Enge an Bord angeht und was so ein (Kriegs-)Schiff kann, kann man sich ja vorstellen. Ich war, nur so nebenbei vor Jahren mal in diesem Marine-Ehrenmal in Laboe (Kiel) und dort waren 100'te von Namen gefallener Soldaten an den Wänden. Das war der Moment, wo ich einen Kloß im Hals hatte.

    Ich überlege ja, was du mit Steuerkabine meinst … vielleicht die Brücke (also da wo der Kaptain seinen Platz hat)?

    LG
    Michael

  2. Fee ist mein Name sagt:

    @Michael: Ja, Brücke heißt das dann wohl :)! Und schön, dass ich mit meiner Schiffsphobie nicht alleine bin…

  3. heimatPOTTential sagt:

    Wenn ich die Bilder sehe, kann ich kaum glauben, dass wir gestern noch im Sommerurlaub in Bochum waren 🙂

    Du bist mein Lieblingskapitän in spe!

  4. die.waschkueche sagt:

    Ich empfehle jeden, zum Thema Krieg das Buch von Erich Maria Remarque "Im Westen nichts Neues" und ich gebe Michael zum Film "Das Boot" uneingeschränkt recht.

    Und dort Fee, wo Du rumgekrochen bist, bin ich auch schon rumgekrochen und ja, es heißt "Brücke". Trotz allem, schöne Bilder.

    LG Doris

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