Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich.

DeutschlandReisenSchleswig-Holstein
23. Juli 2015 / By / , , , , , / 25 Comments

Wer von Euch hat in der Schule die Buddenbrooks gelesen? Hände hoch und durchzählen. Ziemlich viele vermute ich. Oder zumindest ziemlich viele, die die Lektürehilfe kurz vor der Klausur inhaliert haben, so wie der Freund, der sich absolut nicht aufraffen konnte, freiwillig seine Abende mit 800 Seiten Mannscher Prosa zu verbringen. Seht es ihm nach. Er war jung. Das war ich zwar auch, gelesen habe ich aber trotzdem jede Seite. Was das betraf, war ich eine Musterschülerin. Sein Glück, denn so wusste zumindest einer von uns, worum es geht, als wir zusammen mit einem weiteren Mitschüler von der Deutschlehrerin die vergleichende Analyse von Buch und dem dazugehörigen Film mit Liselotte Pulver von 1959 aufgedrückt bekamen. 206 Minuten hanseatisches Kaufmannsleben im 19. Jahrhundert, das mit unsterblichen Monologen wie „O mein Gott, ich gestehe meine Schwäche für Blumen und für die Natur im Allgemeinen! Diese Klatschrosen dort drüben putzen ganz ungemein.“ aufwartete. Wir waren begeistert. Allerdings weniger von dem Film, als von uns gegenseitig. Und so begab es sich, dass wir Mitschüler Nummer Drei ziemlich unwirsch vor die Tür setzten, den Film Film sein ließen und … ähm … statt deutscher Literatur lieber uns gegenseitig erforschten. Sagen wir doch, wie es ist. Wir schrieben das Jahr 2000 und damit den Anfang unserer Beziehung. Wahre Geschichte.

Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name

„Und was zum Teufel hat das jetzt mit Travemünde zu tun?“, fragt ihr? Da habt Ihr wohl in der Schule nicht gut aufgepasst. Oder den dritten Teil des Romans von Thomas Mann großzügig übersprungen. Der in dem Buddenbrook-Tochter Tony zur Erholung ins Lübecker Seebad Travemünde geschickt wird und sich dort Hals über Kopf in Morten, den Sohn des Lotsenkommandeurs Schwarzkopf verliebt. Der Freund und ich. Die Buddenbrooks. Junge Liebe. Travemünde. Ihr erkennt den Zusammenhang? Man kann also behaupten: In Travemünde hat alles angefangen. Und so war es nur folgerichtig, dass wir letzten Sommer im Rahmen unserer Hansetour an die „Wiege unserer Beziehung“ zurückkehrten. Ohne sie jemals vorher besucht zu haben. Verrückte Welt. Und wir mittendrin.

Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name

So, nachdem ich Euch jetzt ausgiebig mit „intimen und pikanten“ Details aus der Frühphase des Feeschen Beziehungsgefüges unterhalten habe, schwenken wir nun um zu den harten Fakten. Was kann man in Travemünde machen? Oder besser: Was haben wir in Travemünde gemacht? Denn ich bin sicher, man kann da noch deutlich mehr machen, als wir es getan haben. Wir hatten keinen Reiseführer, wir hatten bloß Instagram. Und mit Instagram viele liebe User, die uns egal, wo es uns auf unserer Hansetour hin verschlagen hat, immer mit tollen Tipps versorgt haben. Oft genug sind wir aber auch einfach nur drauflos gestapft und haben uns überraschen lassen. So wie in Travemünde. Wir aßen im ersten Café, das unseren Weg kreuzte, Apfelkuchen, weil: „Wenn nix mehr geht, geht immer noch Apfelkuchen“ (eine Weisheit, die ich später sogar in Linol verewigte). Wir liefen bei sich apokalyptisch entwickelndem Wetter die Promenade entlang (und damit sicherlich an Lotsenkommandeur Schwarzkopfs bescheidener Hütte vorbei) bis zum Leuchtfeuer, das ich nicht nur mit hingebungsvoller Eleganz springend überquerte (wie man im ersten Foto dieses Posts sehen kann), sondern anschließend auch noch in Grund und Boden stampfte. Dort trafen wir auch auf „eine freie Ziege“, die dem Unwetter trotzend in der Hafeneinfahrt posierte, und ganz ganz viele Boote in allen Größen und Farben, die ich, wie es sich gehört, aus jedem erdenklichen Winkel ablichtete. Und schließlich gab es noch ein „fischiges“ Abendessen im Strandkorb. Wundervoll.

Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name

Aber damit war unsere Travemünde-Geschichte noch lange nicht zu einem Ende gelangt. Schließlich wollten wir den „Ort des Geschehens“ auch mal bei traumhaftem Sommerwetter erleben und nicht nur bei Weltuntergangsstimmung. Genau wie Tony Buddenbrook wollten wir romantisch am Strand flanieren und mit dem Ruderboot „über die Trave zum Priwal [sic!], wo es Bernstein zu finden gab“ übersetzen. Oder zumindest mit der Autofähre. Also begaben wir uns auch am nächsten Tag wieder von Lübeck aus gen Travemünde. „Nach Travemünde geht es immer geradeaus“, lernt man schon bei Thomas Mann. Und auch wenn „die graue Chaussee“ nicht „flink unter den hohl und taktmäßig aufschlagenden Hufen von Lebrecht Krögers dicken Braunen“ dahinglitt, sondern noch flinker unter den auf dem heißen Asphalt glühenden Reifen unseres Seats, kamen wir kurze Zeit später wieder an der Travemündung an, wo uns Petrus mit traumhaftem Sonnenschein begrüßte.

Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name

Und weil wir gehört hatten, dass der Strand auf der Halbinsel Priwall nicht so überlaufen sein soll, wie der direkt an Travemünde grenzende, nahmen wir die erste Fähre, die wir kriegen konnten und setzten über. Dort fanden wir zwar keinen Bernstein, aber dafür die „Passat“, „eine Viermast-Stahlbark, die als einer der legendären Flying P-Liner der Reederei F. Laeisz 1911 bei Blohm & Voss vom Stapel lief“. Sagt Wikipedia. Wisst Ihr Bescheid. Und weil wir Segelschiffe ziemlich gut finden, zumindest solange sie nicht mit uns darauf fahren (nur meine Meinung), schoben wir vor Feierabend noch eine kleine Besichtigung inklusive „Fee tut mal so, als ob sie den Kahn lenken würde“-Foto ein. Was man halt so macht. Und dann ging es zum Strand. Wo ich versuchte, mich so schnell zu drehen, dass die kreiselnde Bewegung der Schwerkraft entgegen wirken würde und ich anfangen würde zu schweben. Hat auch geklappt. Für eine Sekunde. Wir hockten da also rum, so wie Tony und Morten, ließen „langsam den weichen, weißen Sand durch die Finger gleiten“ und sprangen schon wenig später wieder wie von der Tarantel gestochen auf, als ein unfassbarer Sonnenuntergang begann, sich über die Mündung der Trave zu legen. Sowas will schließlich gebührend fotografiert werden. Thomas Mann Romans musste ganz ohne Bilder auskommen, da will wenigstens ich auch optisch dokumentieren, welcher Romantik seine Protagonisten damals ausgesetzt waren. Und da schließt sich der Kreis wieder. Die Buddenbrooks, der Freund und ich. Endlich vereint.

Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name
Travemünde – die Wiege unserer Liebe. Oder so ähnlich - © Fee ist mein Name

Das könnte dir auch gefallen!

Gar nicht schlecht – eine A-ROSA-Flusskreuzfahrt auf der Donau - Eine Reise mit "Fee ist mein Name"
Gar nicht schlecht – eine Flusskreuzfahrt auf der Donau
11. November 2018
(Foto-)Stippvisite in Stade
22. Juli 2018
Madeira und Nordportugal, unser Urlaubsvideo - "Fee ist mein Name"
Portugal bewegt: Ein Video aus Madeira und Nordportugal
1. Juli 2018

25 Kommentare

  1. Katharina sagt:

    Eine sehr schöne Kennenlerngeschichte. Danke, dass du uns daran teilhaben ließt 🙂

    Ich mochte die Buddenbrooks trotz der 800 Seiten schon immer gerne, vor allem auch wegen der Szenen zwischen Tony und Morten. Schön, dass eure Lovestory zusätzlich noch ein Happy End hat!

  2. PFW - Poldis fröhliche Welt sagt:

    Hallo Fee,
    eine schöne Geschichte, tolle Fotos. Ich bin in Lübeck geboren, habe ich Travemünde meine Ausbildung gemacht und liebe die ganze Region nach wie vor sehr – auch wenn es mich inzwischen nach Hamburg verschlagen hat.
    Sonnige Grüße
    Andrea

  3. Anonym sagt:

    *Lachtränen-weg-wisch* endlich hab ich das mit den Buddrnbrooks auch kapiert! Sehr anschaulich, danke! :-))
    Liebe Grüße
    Heidi

    • Fee ist mein Name sagt:

      Auch wenn ich nicht weiß, wie ich deinem Verständnis der Buddenbrooks zuträglich sein konnte: Es freut mich sehr, DASS es so ist ;)!

  4. Anela sagt:

    Oh, was für eine hinreißende Kennenlerngeschichte!
    Ich liebe Travemünde, meine Großeltern kommen ursprünglich aus Lübeck und hatten da auch noch eine Ferienwohnung, sodass ich als Kind jedes Jahr Sommerurlaub in Lübeck gemacht habe-und wir dann natürlich auch immer in Travemünde waren. Und auch jetzt versuche ich noch, es zumindest einmal im Jahr zu besuchen, einfach, weil es mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden ist 🙂
    PS: Ich hab dir Buddenbrooks immer noch nicht gelesen, trotz DeutschLKs, Germanistikstudiums und 3monatigem Praktikum im Buddenbrookhaus…upps. Aber irgendwann…:D

    • Fee ist mein Name sagt:

      Das mit Deutsch-LK und Germanistikstudium hätte ich dir ja noch durchgehen lassen, aber du hast ein 3-monatiges Praktikum im Buddenbrookhaus gemacht :D? Asche auf dein Haupt…

  5. Geschwister Gezwitscher sagt:

    So lange liebt ihr euch schon, was für eine schöne Geschichte. 🙂 Und der Norden mit Meer und Schiffen weckt große große Urlaubslust in mir.
    Liebste Grüße
    Eva

  6. julia sagt:

    <3 hach, junge liebe 😀

    sehr schöne bilder… die machen schon wieder lust auf meer!
    (also bis auf das erste, das nach schmerzen und gefahren aussieht)

  7. gesa.k sagt:

    Ok, Hand ist oben.. 🙂 Süße Geschichte von euch beiden und ich freu mich, andere Bilder von Travemünde zu sehen.. abends möchte ich da auch gern mal sein.. hach, sowieso möchte ich gern immer ans Meer.. welche Orte zeigst du uns noch?
    Liebste Grüße, x

    • Fee ist mein Name sagt:

      Die erste Hand erst. Ich bin erschüttert ;)! Und welche Orte ich noch zeige? Mein Archiv ist riesig und es stehen dieses jahr noch ein paar Trips auf dem Programm. Das Material wird mir nicht ausgehen… ;)!

  8. Pasadena85 sagt:

    also wir haben es in der Schule nicht gelesen.
    dabei hatte ich Deutsch als LK, aber insgesamt kann ich mit dem, was man als "Klassiker" bzw. Weltliteratur bezeichnet nur sehr selten etwas anfangen.

    hast du je "Ulysses" von James Joyce gelesen ?
    sowas wie das ist mir noch nie begegnet.dachte erst ich hätte ein Mängelexemplar ala falsch übersetzt erwischt, aber nein..es ist wirklich so…aber vielleicht bin ich auch einfach nicht intelektuell genug um es zu begreifen 😀

    jedenfalls ziehe ich den Hut vor eurer "Lovestory" und beneide dich auch ein wenig, dass du deinen Mr Right gefunden hast.

  9. grain de sel sagt:

    Also Fee, du treibst mir die Röte ins Gesicht: DIESES Bild von dir mit dem Leuchtturm DIREKT nach der Aussage, dass ihr euch gegenseitig erforscht habt. Oder ists gar freudschig? :))

    Der Anfang von Liebesgeschichten gehört zu den allerallerliebsten Erzählungen, denen ich lausche und manchmal – je nach Gelegenheit – sogar darum bitte, sich mir anzuvertrauen…

    Ansonsten sieht mal wieder alles nach schönstem Fee-Lebensgefühl zum Mitfreuen aus!!!

  10. Nadja sagt:

    Ein toller Post.. 🙂 Ich mag sone Kennlerngeschichten, die zeigen einem, dass es in der Welt auch noch sone schönen Sachen gibt.. ich hab das mit "Mann fürs Leben in der Schule kennenlernen" iwie verpasst.. Oo 😀 Aber hey.. dann lern ich den halt woanders kennen.. 🙂
    Travemünde <3 Immer, wenn ich solche Bilder sehe, denke ich, dass ich es mit meiner Heimat hier oben im Norden wahrlich auch schlimmer hätte treffen können.. 😀 Ich liebe das Meer und könnte nicht ohne, auch wenn Berge auch ganz nett sind.. 🙂
    Eine schöne Restwoche wünsch ich dir!

    • Fee ist mein Name sagt:

      Hallo Nadja, ja wir sind schon ein klein bisschen ein Klischee ;)! Im Physik-LK nebeneinander gesessen und jetzt seit 15 Jahren ein Paar. Ist schon lustig, wenn wir uns manchmal über alte Schul-Geschichten unterhalten und dann andere Leute anfangen komisch zu gucken ;)!

  11. Katrin sagt:

    Wow, Du kannst aber hoch springen! Hut ab!

  12. Ihr zwei Süßen, was für eine schöne Geschichte! <3
    Ich habe die Buddenbrooks übrigens auch gelesen, nicht in der Schule, sondern danach – ganz freiwillig (naja, da kommt man im Germanistik-Studium auch nicht drumherum). Ein meiner Meinung nach ganz großartiges Buch!

  13. Franzy vom Schlüssel zum Glück sagt:

    Travemünde.d a fängen die Ferien an.
    Schons eit ich denken kann war Travemünde imemr derBeginn eines großartigen Urlaubs. So oft haben wir dort übernachtet (im Wohnmobil) bevor wir mit der fähr enach Skaninavien über gesetzt sind. so schöne Erinnerungen!

    Viele liebe Grüße

    Franzy

Hinterlasse einen Kommentar

Wichtig: Beim Absenden eines Kommentars werden Daten übertragen, darunter Deine IP-Adresse. Weitere Informationen dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung.

Wer suchet, der findet…

Cookie-Einstellung

Bitte treffen Sie eine Auswahl. Weitere Informationen zu den Auswirkungen Ihrer Auswahl finden Sie unter Hilfe.

Treffen Sie eine Auswahl um fortzufahren

Ihre Auswahl wurde gespeichert!

Hilfe

Hilfe

Um fortfahren zu können, müssen Sie eine Cookie-Auswahl treffen. Nachfolgend erhalten Sie eine Erläuterung der verschiedenen Optionen und ihrer Bedeutung.

  • Alle Cookies zulassen:
    Jedes Cookie wie z.B. Tracking- und Analytische-Cookies.
  • Nur First-Party-Cookies zulassen:
    Nur Cookies von dieser Webseite.
  • Keine Cookies zulassen:
    Es werden keine Cookies gesetzt, es sei denn, es handelt sich um technisch notwendige Cookies.

Sie können Ihre Cookie-Einstellung jederzeit hier ändern: Datenschutz.

Zurück

Folge mir!
Archiv
Kategorien

Cookie-Einstellung

Bitte treffen Sie eine Auswahl. Weitere Informationen zu den Auswirkungen Ihrer Auswahl finden Sie unter Hilfe.

Treffen Sie eine Auswahl um fortzufahren

Ihre Auswahl wurde gespeichert!

Hilfe

Hilfe

Um fortfahren zu können, müssen Sie eine Cookie-Auswahl treffen. Nachfolgend erhalten Sie eine Erläuterung der verschiedenen Optionen und ihrer Bedeutung.

  • Alle Cookies zulassen:
    Jedes Cookie wie z.B. Tracking- und Analytische-Cookies.
  • Nur First-Party-Cookies zulassen:
    Nur Cookies von dieser Webseite.
  • Keine Cookies zulassen:
    Es werden keine Cookies gesetzt, es sei denn, es handelt sich um technisch notwendige Cookies.

Sie können Ihre Cookie-Einstellung jederzeit hier ändern: Datenschutz.

Zurück