Eine runde Sache (Stereographische Projektion)

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5. Mai 2015 / By / , / 6 Comments

Schon die alten Mesopotamier wussten: Die Erde ist eine Scheibe. Irgendwann in der Zwischenzeit hat sich dann die irrige Annahme durchgesetzt, die Erde sei eine Kugel. Und zwar deutlich früher, als allgemeinhin angenommen. Von wegen, die Menschen im Mittelalter hätten noch der Scheibentheorie angehangen. Nein, die Verblendung hat sich schon viel früher in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Lächerlich. Dabei ist die Beweisführung so simpel und schnell gemacht. Alles, was man braucht, ist eine 360°-Kamera und ein Bildbearbeitungsprogramm. Hätten die im 13. Jahrhundert oder so einfach mal Photoshop benutzt, müsste ich mich jetzt nicht mit so rückständigen Annahmen rumschlagen. Alles muss man selbst machen…

Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"
Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"

Versuchsanordnung: Man nehme acht willkürlich gewählte Bilder aus der eigenen Spinner 360°-Sammlung. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Die Spinner ist eine analoge Panorama-Kamera, die wortwörtlich in der Lage ist, den Kopf zu verdrehen, denn sie bildet einmal alles ab. Einmal alles im 360°-Winkel. Sie fängt an einem Punkt an, dreht sich im Kreis und kommt mehr oder weniger genau dort auch wieder an. Das macht die Bilder, die sie produziert, zum perfekten Ausgangsmaterial für unser kleines Experiment. Und das heißt: Stereographische Projektion. Ich schenke mir jetzt die Erklärung dessen, was das genau ist, und verweise stattdessen alle, die das interessiert, auf die Wikipedia. Aber Vorsicht: Der Artikel enthält höhere Mathematik. Viiiiel höhere Mathematik. Alles, was Ihr wissen müsst, ist aber auch fürs Erste, dass wir die Prinzipien ebendieser stereografischen Projektion jetzt anwenden. Und dass es dafür völlig wuppti ist, welche komplizierten Formeln dahinterstecken. Das, was in der Fotografie dabei rumkommt, wenn man Panoramabilder und stereografische Projektion kombiniert, nennt sich jedenfalls „Little Planets“. Und das klingt doch gleich schon viel harmloser, oder etwa nicht?

Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"
Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"

Im Normalfall werden solche „Little Planets“ aus digitalen 360°-Panoramen erstellt, die vorher erst aufwendig aufgenommen und „zusammengestitcht“ werden müssen. Bei Verwendung der Spinner-Bilder entfällt dieser Schritt und wir können sofort ans Eingemachte gehen. Gut, dass Ergebnis ist auch noch mal „ein bisschen“ was anderes, aber ich finde die analogen Planeten mit ihrer „CD meets Filmrolle meets Wählscheibe meets Felge“-Ästhetik auch recht sehenswert, oder was meint Ihr?

Und so geht es (Anleitung für Photoshop, geht aber zum Beispiel auch mit Gimp):

1) Foto nach dem Scannen in Photoshop öffnen. Einen Beitrag zum Scannen an sich habe ich hier schon mal geschrieben, dort ist auch ein Artikel verlinkt, der Hilfestellung beim Scannen von Panoramabildern mit Perforationslöchern gibt. Es geht zwar natürlich auch ohne, aber ich mag sie.

2) Das Foto zunächst begradigen und dann gegebenenfalls so beschneiden, dass die beiden Enden möglichst nahtlos aufeinander passen. Das ist möglicherweise nicht bei jedem Foto machbar, gerade wenn man bei der Aufnahme etwas gewackelt hat und der Horizont daher etwas schief ist. Landschaft macht es einem hier leichter als eine Stadtansicht, da kann man im Zweifel einfach eine passende Stelle suchen, ohne dass es punktgenau 360° sein müssen. Wiese blendet problemlos in Wiese über. Eine Häuserkette kann man dagegen nicht einfach irgendwo abschneiden und an ein anderes Haus „kleben“. Achten muss dann daher auf die gleiche Höhe der Horizontlinie, ungefähr gleiche Farben und einen möglichst nahtlosen „inhaltlichen“ Übergang. Klingt aber jetzt auch komplizierter als es ist und allzu perfekt muss es auch nicht werden, finde ich. Ist ja nur Spaß.

Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"
Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"

3) Das Foto um 180° drehen. Das was jetzt unten liegt, ist später beim Kreis außen.

4) Unter „Bildgröße“ nun das Bild quadratisch stauchen. Dafür müsst Ihr erst den Haken bei „Proportionen beibehalten“ entfernen und dann die neuen Dimensionen in Pixeln eingeben. Das ist natürlich durch die ursprünglichen Maße des gescannten Bildes limitiert. Bei mir ist das immer etwas, das bei rund 7000x1600px liegt. Ich bringe meine Bilder also auf 1600x1600px.

5) Anschließend geht Ihr unter „Filter“ auf „Verzerrungsfilter“ und dort auf „Polarkoordinaten“, wählt „Rechteckig -> Polar“ aus und klickt auf Ok. Und schon seht Ihr das fast fertige Ergebnis.

6) Jetzt müsst Ihr nur noch den Hintergrund entfernen. Dafür mit der Auswahlellipse bei gedrückt gehaltener Shift-Taste die Umrisse des Kreises markieren, die Auswahl umkehren (Shift+Strg+I) und anschließend löschen. Gegebenenfalls könnt Ihr das Bild jetzt noch so drehen, dass das Hauptmotiv für Euch oben liegt. Und fertig ist Eure 360°-Weltscheibe…

Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"
Eine runde Sache (Spinner 360° meets Stereographische Projektion) - "Fee ist mein Name"

Ich denke, wir sind uns einig, dass die Kugel-Theorie hiermit ausreichend wiederlegt wurde. Wer etwas anderes behauptet, hat offensichtlich keine Augen im Kopf ;)!

Übrigens: Wenn Ihr keine Spinner 360° besitzt (Frevel, aber durchaus denkbar), könnt Ihr eine qualitativ einfache Version solcher „Little Planets“ auch mithilfe vieler Handys oder Digitalkameras erzeugen, die einen integrierten Panoramamodus haben. Mein iPhone 5S zum Beispiel hat so eine Funktion. Man kommt zwar nicht 360° rum, sondern eher etwas um die 180°, je nachdem wie schnell man sich dreht, aber das ist dann eben ein Schritt mehr in der anschließenden Bearbeitung, in dem man zwei oder mehr Bilder möglichst passend aneinander friemelt. Nur Ihr selbst seid auf so einem Bild dann natürlich nicht drauf. Das schafft tatsächlich nur die Spinner…

Falls sich jemand von Euch in der Erzeugung von eigenen kleinen Scheibenwelten versucht: Ich freue mich sehr, wenn Ihr mir hinterher Eure Ergebnisse zeigt. Ich bin jedenfalls ganz verliebt.

Und nur für den Fall, dass Ihr tatsächlich nicht erkennt, welche Orte ich hier erst flachgelegt und dann rundgemacht habe: Ganz oben ist der Strand von Barcelona, darunter der Marktplatz von Brügge. Als nächstes folgen Lübeck, der Tegernsee, dann noch mal Brügge sowie das Dach des Casa Milà in Barcelona und schließlich Warnemünde und der Bremer Hafen.

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6 Kommentare

  1. Frauke G. sagt:

    Nein! Wie toll ist das denn? Und ich hab keine Spinner… Mist…
    Aber ich werd mich die Tage mal an Photoshop setzen und meine Handy-Panoramabilder ausprobieren…
    Grmpf.
    Obwohl. Selbst wenn ich eine Spinner hätte, ich hab auch keinen Scanner.
    Grmpf.
    Also muss erstmal das Handybild zum Rumprobieren reichen 😉
    Liebe Grüße!
    Frauke

  2. Berit sagt:

    Das ist ja ober cool! Ich will das auch:)

  3. Kirsten sagt:

    Total cool – habe ich noch nie gesehen. Und von einer Spinner habe ich auch noch nie gehört – was es alles gibt 😉 Besonders gefällt mir das Bild von der Casa Milà.
    Liebe Grüße, Kirsten

  4. MrsBerry sagt:

    Yeah, was für eine coole Idee. Das muss ich mit meinen Spinner Fotos auch mal machen.
    GLG Christina

  5. julia sagt:

    sehr schicke ergebnisse! das muss ich in einer ruhigen minute auch mal versuchen 🙂

  6. Christina sagt:

    Oha! 😀
    Ich hab ja schon einige Little Planets bestaunt, dachte da aber immer, dass es irgendwas kompliziertes bei der Kameratechnik braucht. Gut zu wissen, dass ich mich "nur" mal um ein 360° Bild kümmern muss.
    Liebe Grüße
    Christina

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