Tiroler Geschichte im Schnelldurchlauf

ÖsterreichReisenTirol
19. Januar 2014 / By / , , , , , , / 1 Comment

Hätte man mir zu Schulzeiten erzählt, dass ich mal was „mit Geschichte“ studieren und den Spaß auch noch richtig gut finden würde, ich hätte wahrscheinlich laut gelacht. Oder vielleicht besser überheblich herablassend mit hochgezogenen Augenbrauen und leicht angeekelt verzogenen Mundwinkeln gesagt: „Ja, klar“. In der Schule fand ich Geschichte nämlich ungefähr so unterhaltsam wie Steuererklärungen. Ohne jemals eine gemacht zu haben. Dass Geschichte aber auch sehr spannend sein kann und nicht zwingend dröge und langweilig ist und einzig und allein aus dem Auswendiglernen von Jahreszahlen besteht, das habe ich erst viel später herausgefunden. Was Geschichte nämlich für mich besonders reizvoll macht, sind weniger die Fakten und die Zahlen, sondern vielmehr die Lebensgeschichten und die Alltagskultur, die dahinter stecken.

Have you been a fan of history in school? Not me. For me it was all about memorising names and year dates and one week later I had already forgot all of it. Later on at university I discovered that I actually like history when it’s about telling stories. Stories about life at other times.

Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"

„Ja“, mögt Ihr Euch jetzt fragen, „und wieso erzählst du uns das jetzt?“ – Gute Frage! Hier ist die Antwort: Wie ich Euch schon im Post über den Alpenzoo erzählt habe, habe ich mir während meines Aufenthalts in Innsbruck dank der Innsbruck Card das volle Kulturprogramm gegeben. Das Schöne mit so einer Karte ist ja, dass man (einmal bezahlt) alles anschauen kann und bei Nichtgefallen ohne schlechtes Gewissen genauso schnell wieder draußen ist wie drinnen. So geschehen mit der Hofburg. Sorry, aber die konnte nicht ganz so viel. Zumindest wenn man schon vergleichbare voll eingerichtete Schlösser und Burgen gesehen hat. Aber so fast gänzlich ohne Mobiliar?! Och nö.

Die anderen drei Museen, die ich mir angeschaut habe, kann ich dagegen guten Gewissens empfehlen. Allen voran das Tiroler Volkskunstmuseum, das es mir mit seiner 2009 neu konzipierten Ausstellung besonders angetan hat. Vor allem die Abteilung „Pralles Jahr“ mit Exponaten zu kirchlichen Festen, Volksbräuchen, Feiern und Arbeiten im Jahreslauf und das rekonstruierte Fotostudio unter dem Titel „Schein und Sein“ fand ich ausgesprochen gelungen. Dass historische Fotografie einen besonderen Platz in meinem Herzen hat, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern, aber auch Bräuche und Feste und die entsprechenden „Accessoires“ haben mich schon seit Studienzeiten immer gereizt. Vor allem, wenn sie aus heutiger Sicht (sagen wir mal) etwas unkonventionell daherkommen. Ganz besonders liebe ich auch historisches Spielzeuge und alles rund ums Thema Küche. Auf meine Frage im Museumsshop, ob man nicht vielleicht Repliken der kupfernen Backformen anbieten wolle, das würde unter Bloggern sicher hervorragend angenommen, erntete ich allerdings nur verständnislose Blicke ;)! Und wer sich fragt, was ich da auf dem ersten Foto anstelle: Ich freue mich, dass Menschen im 16. Jahrhundert NOCH kleiner waren als ich. Das ist nämlich ihr Türrahmen und ich stoße daran. Wenn das mal kein Grund zum Jubeln ist…

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Since then I really like museums that tell these stories, mostly through exhibits that document everyday culture. While I was in Innsbruck in late november I visited quite a few museums and I’d like to take you with me on a little virtual tour. Let’s start at the Tyrolean Regional Heritage Museum. All pictures till the next paragraph are taken there. I especially loved the department for rites and celebrations and the corner about photography, but the rest was pretty great , too. I highly recommend a visit, if you have some spare time. P.S. If you have asked yourself: „What is Fee doing in this first picture?“, my answer is: rejoicing over the fact the the people in the 16th century were even smaller than me ;)!

Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck - "Fee ist mein Name"

Direkt nebenan und im Eintrittsdoppel zu erwerben ist die Hofkirche. Ich weiß nicht, ob ich sie mir ohne das Museum anschauen würde, aber wenn man eh schon da ist, lohnt es sich auf jeden Fall. Gebaut wurde die Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts als Grabkirche für Kaiser Maximilian I., der allerdings gar nicht dort begraben liegt, sondern in Wien. Das Grabmahl, das entsprechend leer ist (der Fachbegriff dafür lautet Kenotaph), flankiert von 28 schwarzen Bronzestatuen, die vor allem mehr oder wenige nahe Verwandte des Kaisers darstellen, hat er allerdings selbst noch zu Lebzeiten in Auftrag gegeben. Er entschied erst auf seinem Totenbett, in seiner Geburtskirche beeerdigt werden zu wollen, für die die Figuren, an deren Gestaltung bedeutende Künstler wie  Peter Vischer d. Ä. und Albrecht Dürer beteiligt waren, allerdings zu schwer waren. Sein Enkel,  Kaiser Ferdinand I., ließ daraufhin die Hofkirche in Innsbruck bauen, wo sie bis heute ausgestellt sind. Tatsächlich sind in der Hofkirche aber andere bekannte Persönlichkeiten begraben, darunter zuvorderst der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer und seine Mitstreiter. All das ist hübsch anzusehen und wenn man Glück hat, platzt man mitten in eine Führung und bekommt noch eine kostenlose Geschichtsstunde obendrauf. Was man allerdings nicht tun sollte: Den Aufpasser/ Museumswärter/ Rumsteher für etwas anderes bemühen als rumzustehen. Das findet der nämlich gar nicht gut. Fürs dumme Fragen beantworten wird er schließlich nicht bezahlt, nur damit Ihr Bescheid wisst. Also entweder seid Ihr schon klug, wenn Ihr ankommt, oder Ihr bleibt dumm, bis ihr zu Hause recherchiert. Alles andere wäre ja auch furchbar unverschämt von Euch ;)!

When you visit the museum you should pay the additional charge and visit the Court Church, which is next door, as well. It displays the tomb of Emperor Maximilian I, even though he isn’t buried in Innsbruck but in Vienna. The technical term for such an empty tomb is cenotaph. The cenotaph is surrounded by 28 large black bronze statues of ancestors, relatives and heroes. Learn more about it here.

Hofkirche in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Hofkirche in Innsbruck - "Fee ist mein Name"
Hofkirche in Innsbruck - "Fee ist mein Name"

Letzter Punkt meiner: „Unbedingt mitnehmen, wenn der Zeitplan es zulässt“-Liste ist das Tirol Panorama mit seinem Hauptexponat, dem Riesenrundgemälde zum Tiroler Freiheitskampf im Jahr 1809. Auf 1000qm Leinwand, 1 Tonne schwer und unterteilt in 24 aneinandergenähte Einzelteile, kann man sich hier, am historischen Originalschauplatz am Bergisel (eine Anhöhe im Süden von Innsbruck), einen 360°-Eindruck der Schlacht von vor knapp 200 Jahren verschaffen. Was man hier unbedingt tun sollte: Den Aufpasser/ Museumswärter/ Rumsteher für etwas anderes bemühen als rumzustehen. Denn der nette Herr, den ich an meinem letzten Tag in Innsbruck erwische, ist ein echter Experte für das Gemälde und mir fällt es wirklich schwer, mich am Ende nach unzähligen Fragen und spannenden Antworten zu verabschieden, weil ich zum Flieger muss. Er hätte mir sicher noch gerne mehr erzählt. Dieser Mann war definitiv besser als jeder Audioguide.

Auch die an das Gemälde anschließende Ausstellung zum Thema „Schauplatz Tirol“ ist sehenswert und gut gemacht (leider ohne Fotos, weil ich aus Zeitmangel nur kurz durchgehuscht bin). Was man hier nicht erwarten darf, ist eine faktenvermittelnde Geschichtsstunde aus dem Lehrbuch. Stattdessen gibt es größtenteils eine intuitive Aneinanderreihung völlig unterschiedlicher Exponate zu den Menschen, ihrer Religion, der Natur und der Politik Tirols. All das mit sehr wenig begleitenden Informationen. Es wundert mich nicht, dass die Ausstellung vom gleichen Museumsgestalter konzipiert wurde wie das Ruhr Museum in Essen. Der visuelle Eindruck und das assoziative Konzept sind sich sehr ähnlich. Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deswegen sind beides sehr empfehlenswerte Museen. Denn wie ich schon anfangs sagte: Fakten, Fakten, Fakten sind gar nicht so meins. Mich erreicht man mit Geschichten. Und die werden hier erzählt. Eben nur anders.

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Last but not least I can recommend visiting the Tirol Panorama with its main highlight, the famous Innsbruck giant panoramic painting, that displays the Tyrolean struggle for freedom. It’s a 360° painting that covers 1,000 sq.m and weighs a ton. Really impressing. And the permanent exhibition entitled “Showcase Tyrol” that goes with the painting is great, too. More nice to look at and associatively designed than really educational, but that’s the way I like it.

Tirol Panorama mit Riesenrundgemälde zum Tiroler Freiheitskampf im Jahr 1809 - "Fee ist mein Name"
Tirol Panorama mit Riesenrundgemälde zum Tiroler Freiheitskampf im Jahr 1809 - "Fee ist mein Name"
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Vielen Dank an Tirol Werbung und speziell an Mela für die Einladung nach Innsbruck. Ich hatte eine großartige Zeit. Alles, was ich Euch darüber erzähle, ist und bleibt aber selbstverständlich meine unbeeinflusste Meinung.

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1 Kommentar

  1. Emil und die großen Schwestern sagt:

    solche geschichten liebe ich und geschichte spannend verpackt noch mehr. ich bin ein großer museenfan, besonders, wenn es um alltagskultur und lebensweisen geht. in tirol war ich noch nie. höchste zeit es mal nachzuholen. lg, e´va

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