„Glück ist…“ mit Carolin von „the blogbook“

Glück ist...
28. August 2015 / By / / 6 Comments

Carolin von „the blogbook“ bloggt bereits seit 2 1/2 Jahren. Und doch tauchte sie erst vor circa einem Jahr auf meinem Radar auf. Zunächst nur auf Facebook und dann immer wieder auch mit Beiträgen auf ihrem Blog. Denn obwohl ihr Hauptthema immer noch das Nähen ist (was „the blogbook“ bis vor einem Jahr auch dominiert hat und ja so gar nicht mein Ding ist), tauchten doch immer mal wieder und vor allem immer häufiger Beiträge auf, die sich auch mit anderen Themen beschäftigen (zum Beispiel diese hier). Spätestens dann als sich Carolin auch an meiner „Mein Körper und ich“-Blogparade beteiligte, rutschte sie aus der für mich eher peripheren Näh-Ecke heraus und platzierte sich wahrnehmbar in der „Die Frau hat was zu sagen, ist mir sympathisch und schreiben kann sie übrigens auch“-Ecke. Und deshalb fragte ich dann auch gleich mal an, ob sie nicht Lust hätte, was zum Thema Glück zu erzählen. Und das hatte sie. Zum Glück ;)!

"Glück ist..." mit Carolin von "the blogbook" - Gastpost auf "Fee ist mein Name", Copyright: the blogbook

Ich freu mich sehr, dass ich hier bei Fee heute zu Gast sein und ein wenig über mein persönliches Glück schreiben darf! Liebe Fee – danke für Deine Einladung auf Deinen wunderbaren Blog!

Ich habe in der Vorbereitung zu diesem Text lange darüber nachgedacht, was für mich persönlich Glück bedeutet, was mich glücklich macht, ob ich überhaupt glücklich bin. Und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich unmöglich alle drei Fragen hier beantworten kann, ohne Euch ins Koma zu schicken *lach*. Deswegen beschränke ich mich darauf, welches Verhältnis ich zu Glück habe. (Was wahrscheinlich streng genommen eher eine vierte Frage ist…).

Vor einigen Monaten hatte ich mich auf meinem eigenen Blog schon mal mit dem Thema Glück befasst – ganz spontan und ohne jegliche Vorbereitung. Der wesentliche Grundgedanke, der sich
damals herausschälte, war der, dass Glück für mich einem großen Geschenk mit dicker Schleife gleicht. Man bekommt es ohne Anspruch, man weiß nicht, was drin ist (ob es etwas Großes oder Kleines, Wertvolles oder Schlichtes ist) und es dient einzig und allein dazu, mir tiefe Freude zu bereiten. Und diese Freude kann ich quasi einem Glückspool zur Verfügung stellen, aus dem sich
wiederum andere bedienen können. Das Wichtigste dabei: echtes Glück ist nichts, was ich mir verdienen, was ich erarbeiten kann. Nach dem Motto: das, was ich reinstecke, muss am Ende 1:1
auch wieder reinkommen, funktioniert bei Glück vor allem auf lange Sicht nicht.

"Glück ist..." mit Carolin von "the blogbook" - Gastpost auf "Fee ist mein Name", Copyright: the blogbook

Heute muss und will ich das mit einem kleinen und entschiedenen ABER einschränken. Denn manchmal muss man sich das glücklich sein irgendwie doch erarbeiten. Dazu nehme ich Euch mal
ein bisschen mit in meine Kindheit.

Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Geigenunterricht zu nehmen. Die Idee dazu stammte von meinen Eltern, vor allem meinem Vater war das wichtig, da er selbst sehr musikalisch ist und gern
Geige gespielt hätte (er hatte dafür Klavierstunden, was auch okay war ;-)). Es war auch gar nicht so einfach für meine Eltern, eine Anmeldung an der städtischen Musikschule in Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) zu bewerkstelligen. Entsprechend stolz waren sie, als ich mit meiner ersten (geliehenen) Geige nach Hause kam. Ich natürlich auch! Wie man das als Fünfjährige eben ist, wenn man etwas Neues bekommt, was man nicht kennt…

Ein Instrument so zu lernen, dass man es am Ende auch richtig spielen kann – also nicht nur die obligatorischen Weihnachtslieder zum Heilig Abend – erfordert eine Menge Disziplin und
Durchhaltevermögen. Etwas, was man als Kind nicht unbedingt aufbringen möchte, wenn die Freunde sich draußen zum Spielen verabredet haben oder die Lieblingssendung im Fernsehen
läuft. Meine Eltern waren da wirklich konsequent, das muss ich sagen – so konsequent, wie ich mich selber als Mutter nicht sehe und erlebe. Sicherlich habe ich das als Kind oftmals als Zwang gesehen – jeden Tag üben, zu Hochzeiten dreimal in der Woche Unterricht in der Musikschule, dazu Konzerte, Auftritte und Vorspielen im privaten Rahmen; stundenlange Orchesterproben, bis
ich solche Rückenschmerzen hatte, dass ich nicht mehr aufrecht sitzen konnte; so dicke Hornhaut an meinen linken Fingern, dass ich mit einer Nadel hinein stechen konnte, ohne etwas zu merken. Das klingt alles nicht sehr glücklich, oder? Aber dann gab es eben auch die andere Seite. Der Erfolg, nach stundenlanger Wiederholung den sprichwörtlichen Knoten in den Fingern endlich gelöst zu haben; die Aufregung vor einem Konzert und das Kribbeln im Bauch, wenn man auf der Bühne seinen Platz eingenommen und das Instrument zum Stimmen angesetzt hatte; dieses unbeschreibliche Hochgefühl, wenn nichts anderes mehr als die Musik zählt – wenn die ganze Welt nur noch aus Tönen besteht und nichts und niemand mehr außerhalb davon existiert. In diesem Moment ist Glück dein zweiter Vorname!

"Glück ist..." mit Carolin von "the blogbook" - Gastpost auf "Fee ist mein Name", Copyright: the blogbook

Ich habe neulich sinngemäß den Satz gehört, dass frei sein weh tut. Unfrei sein allerdings noch mehr. Ich glaube, so ähnlich verhält es sich mit Glück auch manchmal. Auf unserem Weg zum
Glück erfahren wir auch Schmerzen, Entbehrung, Arbeit. Glück zu sehen und es zu empfinden stellt sich nicht automatisch ein. Kann es natürlich, das will ich gar nicht bestreiten (nämlich dann,
wenn Glück ein Segen ist, der einfach über uns kommt). Aber es ist auch da, wenn wir es nicht erwarten, wenn es sich nicht so anhört, sich nicht so anfühlt. Weil es die andere Seite der Medaille
ist – je nachdem, auf welche wir schauen, bleibt sie zwar unsichtbar – aber sie verschwindet nicht. Meine musikalische Karriere fand übrigens ihr relativ abruptes Ende, als ich mit 19, ich hatte
gerade mein Abitur in der Tasche, auszog. Ich ging an die Nordsee, nach Cuxhaven, und lange Jahre drehte sich mein Weg zum Glück um andere Dinge: um meinen Mann, den ich dort kennenlernte, um meine drei Kinder, die ich gebar, meinen beruflichen Weg, den ich gesucht habe und glaube, so ganz allmählich zu finden. Meine Geige ist immer mit mir gegangen, still verpackt in ihrem mittlerweile eingestaubten Koffer. Als im Laufe der letzten Jahre liebe Verwandte von uns gegangen sind, habe ich sie wieder herausgeholt. Und das Glück war einfach da; im Kleinen und Einfachen diesmal, als Trost und Wegbegleiter. Aber genauso selbstverständlich wie eh und je. Auch das ist etwas, was ich gelernt habe. Der Weg zum Glück ist streng genommen eigentlich gar keine Suche nach dem berühmten Topf voll Gold am Ende des Regenbogens, wie oft in Büchern oder Filmen suggeriert wird. Denn wenn man sich das Bild der Medaille vor Augen führt, dann ist die Seite, auf der Glück steht, manchmal einfach nur nach unten gedreht. Und es bedarf im Grunde genommen keiner großen Anstrengung, das Blatt zu wenden, oder?

Ich habe neulich meine Geige und ein paar Noten herausgeholt. Einfach so. Mitten am Vormittag, während meiner Arbeitszeit und einer ellenlangen To Do-Liste. Ich war sehr glücklich.

P.S.: Ich möchte zum Schluss noch anmerken, dass meine Eltern entgegen dem, was man aus meinem Text ganz eventuell lesen könnte, keine gemeinen Kinderquäler waren ;-). Sie sind absolut
großartig!

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6 Kommentare

  1. dörte sagt:

    Oh. Ein sehr schöner Text. Da ich glücklicherweise mit Nähen was anfangen kann und auch Kinder habe und irgendwie mal meinen Weg dorthin gefunden habe, bin ich schon vor längerer Zeit aufs blogbook gestoßen und von jetzt auf gleich hängengeblieben. So schön zu lesen und zu gucken und zu genießen und mitzulachen und -fühlen. Und mit diesem Text nun noch eine neue Facette von Carolin. Vielen Dank euch beiden für den berührenden Start in den Tag.
    dörte

  2. Carolin Schubert sagt:

    Es hat großen Spaß gemacht – vielen Dank nochmal für Deine Einladung! :-*

  3. Silke K sagt:

    Danke für diese Zeilen, ich habe richtig Gänsehaut bekommen auch wenn ich nur selten auf der Bühne stand und mit irgendetwas aufgetreten bin. So einen Gegenstand zu haben, der einen prompt unabhängig von Zeit, Raum und Umständen glücklich macht, ist wirklich ein Geschenk. Deine Eltern haben, auch wenn du es damals verständlicherweise nicht erkennen konntest, alles richtig gemacht. Ich habe inzwischen auch die ein oder andere Insel für mich gefunden, die mich schnell glücklich macht und Musik gehört definitiv dazu, auch wenn sie nicht selbst gemacht ist.

    Bewahre dir dieses Geschenk und die Fähigkeit es zu nutzen. Deine Kinder werden sicher von dieser Erfahrung profitieren.

    Viele Grüße, Silke

  4. Küchentisch-Werkstatt sagt:

    Oh wie schön. Toll geschrieben und wirklich wahr. Danke!
    Liebe Grüße, Andrea

  5. Mathilde sagt:

    Glück sei ein großes Geschenk mit dicker Schleife. Und: Man bekomme es ohne Anspruch, ohne zu wissen, was drin ist (ob es etwas Großes oder Kleines, Wertvolles oder Schlichtes ist). Eine schöne Überlegung, interessanterweise habe ich erst "große Nuss mit dicker Schale" gelesen und bei einer schwer zu öffnenden Frucht muss man sich ja zumindest ein bisschen anstrengen um an den Inhalt zu kommen. Aber meine Freud'sche Fehlleistung passt ja zum 2. Teil des Textes. Manchmal muss man sich anstrengen und das Glück kommt trotzdem aus einer anderen Ecke als gedacht.

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