„Schau hin!“ – Grill-Tournee-Finale mit dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften

Fee in Bewegtbild und TonKooperationenSalateSonstiges GebäckVom Grill
16. Juli 2015 / By / , , , , , , / 10 Comments

{Werbung} Nur damit wir das gleich klargestellt haben: Alle Posts dieser Reihe entstehen in Kooperation mit Outdoorchef. Soll ja keiner sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt ;)! 

Wie stellt man sich ein furioses Finale vor? Trommelwirbel, Lasershow und tosender Applaus? Klingt gut, oder? So gesehen hätte der letzte Termin unserer kleinen „Flamme der Vielfalt“-Tournee nicht besser laufen können. Ein wirklich würdiger Abschluss. Denn pünktlich als das Fleisch auf den Grill kommt, brechen bei den Zuschauern alle Dämme. Der Donner grollt, die Blitze zucken und der Regen prasselt als gäbe es kein Morgen. Man könnte sagen: Petrus verneigt sich in Ehrfurcht ;)!

Aber von vorne: Es begibt sich Ende Juni, dass ich nach Frankfurt aufbreche, um dort auf meiner letzten Station mit einer ganzen Delegation des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften über das Thema „kulturelle Vielfalt“ zu sprechen und dabei den Grill noch mal ordentlich glühen zu lassen. Und anfangs zeigt sich das Frankfurter Wetter auch von seiner Schokoladenseite. Hiltrud Stöcker-Zafari, die Bundesgeschäftsführerin, begrüßt mich herzlich im Namen aller Anwesenden: Ihrem Mann Djalil und ihrer Tochter Lisa, Vorstandsmitglied John Kannamkulam, Maria Ringler, die für Interkulturelle Beratung und Bildung zuständig ist, und nicht zuletzt Jeannette Ersoy, die den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation leitet. Die Sonne strahlt vom Himmel, die Temperaturen liegen bei angenehmen 22°C und nichts deutet zunächst darauf hin, dass wir es später noch mit einem mittelschweren Unwetter zu tun bekommen werden. Naja, nichts außer dem Wetterbericht, aber wir alle wissen: Der wechselt schneller, als manch einer „Gewitter“ sagen kann.

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Wir treffen uns bei der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes. Genauer gesagt im Hinterhof, der (wenn man es genau nimmt) ein Parkplatz ist. Aber mit unserem Zelt, einem einladend gedeckten Tisch, viel Efeu und dem Blick auf die schönen Fassenden der Nachbarhäuser, nimmt man die Markierungen auf dem Boden schnell nicht mehr wahr. „Außerdem passt das zu uns und unserer Arbeit“, lacht Jeannette, „irgendwie arbeiten wir ja aus dem Hinterhof der Gesellschaft heraus und versuchen von dort unsere Ziele zu verwirklichen. Und ich glaube, das funktioniert auch ganz gut.“

Anders als bei den bisherigen Terminen hat der Verband es sich nicht nehmen lassen, den Großteil der Rezepte und Speisen selbst beizusteuern. Ich freue mich also auf „Aubergine binational“, „Kabab Kubideh“ oder „Shish Kebab à la Djalil“, Lammkoteletts mit Mast-o-chiar, einer frischen Joghurtsauce mit Gurke und Minze, sowie Linsen- und fränkischen Kartoffelsalat, während ich mir selbst nur Gedanken um den Nachtisch machen muss. Aber der steht noch nicht auf dem Programm. Zunächst kann ich zusehen, wie Djalil fachmännisch die Kebabspieße herstellt, ein Gericht aus dem Iran, wo er geboren ist. Das gewürzte Hackfleisch wird dafür um klassisch-metallene gleichzeitig breite und flache Kebab-Spieße herum festgedrückt. Parallel bereitet Jeannette ihre binationalen Auberginenscheiben zu, die vor dem Grillen in einer Parmesan-Panade gewendet werden. „Auberginen kenne ich aus der Küche meiner Schwiegermutter“, erzählt sie, „in allen Variationen.“ Ihre Schwiegereltern stammen aus der Türkei, ihr Mann ist in Deutschland geboren. Und der Parmesan-Dreh bei dem ersten Gericht, das wir heute auf den Grill schmeißen, der stammt von ihr.

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„Aubergine binational“ – ein Frei-Schnauze-Rezept von Jeannette

Als Vorspeise oder Beilage für eine Handvoll hungrige Esser braucht Ihr:
Zwei Auberginen, ein Ei, Semmelbrösel (ein Teil im Vergleich zu zwei Teilen Parmesan), geriebenen Parmesan, etwas Salz, Orangenpfeffer und ein wenig Mehl.

Zubereitung:
1) Die Auberginen an mehreren Stellen schälen, so dass sie einem Zebra gleichen. Einen großen Topf mit Salzwasser vorbereiten und die Auberginen für 30 Minuten in das Salzwasser legen. Das nimmt die Bitterstoffe aus den Auberginen.
2) Das Ei verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Auberginen waschen, trocknen und in circa ein bis anderthalb Zentimeter dicke Scheiben schneiden.
3) Die Scheiben zuerst im Mehl wenden, so hält das Ei gut. Semmelbrösel und Parmesan auf einen Teller geben und gleichmäßig miteinander vermengen. Anschließend die Auberginenscheiben im verquirlten Ei wenden und dann im Parmesan-Semmelbrösel-Gemisch panieren.
4) Den Grill vorheizen. Hier: Inklusive der Plancha aus Edelstahl auf mittlerer Stufe circa 5 Minuten mit geschlossenem Deckel, aber bei direkter Hitze. Wer keine Plancha hat, kann die Auberginenscheiben aber sicher genauso gut auf einer Grillplatte oder in der Pfanne zubereiten.
5) Die Plancha leicht ölen und die Auberginenscheiben bei circa 200°C beidseitig knusprig braun braten. Das dauert erfahrungsgemäß circa acht bis zehn Minuten. Anschließend die Scheiben auf einem Küchentuch abtropfen lassen, damit überschüssiges Öl aufgesaugt wird. Mit Joghurt oder scharfer Tomatensoße servieren. Guten Appetit oder Afiyet Olsun.

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„Erzähl doch mal ein bisschen was über den Verband“, bitte ich Jeannette, nachdem wir die Auberginen sicher auf den Grill befördert haben, „Was sind Eure Ziele? Und wie kam es überhaupt zur Gründung des Verbands?“ Und Jeannette fängt an zu erzählen. Von der Gründung vor über 40 Jahren, der der Wunsch von deutschen Frauen, die mit Männern aus anderen Ländern verheiratet waren, nach Vernetzung und gegenseitiger Hilfe zugrunde lag. Denn 1972 im Kontext des Anschlags auf die olympischen Spiele, war es für solche Paare alles andere als leicht. Sie erzählt davon, dass noch vor zwanzig Jahren deutsche Frauen auf dem Standesamt gefragt wurden, ob sie denn keinen Besseren abbekommen hätten, nur weil ihr Ehemann vielleicht aus der Türkei kam. Hinzu kamen und kommen gesetzliche Hürden, die das Zusammenleben oder erst einmal das langfristige Zusammenkommen erschweren. „Menschen, die sich lieben, sollten die Möglichkeit haben, zusammen zu sein“, berichtet Jeannette, „und das unterstützen wir als Verband.“

Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass sich der Verband im Bereich Familiennachzug engagiert und sich gegen den Sprachnachweis vor der Einreise ausspricht. Auch wünscht er sich, dass Besuchsvisa für Verwandte leichter zugänglich gemacht werden und die Mehrstaatigkeit nicht nur eine Ausnahmeregelung sein sollte. Weitere Themen, zu denen sich der Verband positioniert, sind Diskriminierung in jeglicher Form, die Frage, ob Integration der richtige Weg ist, oder ob die Gesellschaft nicht eher in Richtung Inklusion gehen müsste, und interkulturelles Leben, das heißt die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass Deutschland schon längst ein Land ist, in dem das Zusammenleben von Menschen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen Realität ist.

Kabab Kubideh oder Shish Kebab à la Djalil

Der Vorstand, dem John angehört, kümmert sich unter anderem darum, durch den Dialog mit der Politik und anderen Verbänden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Veränderungen anzustoßen und zu begleiten. John selbst engagiert sich vor allem im internationalen Austausch mit anderen Organisationen, um die gesellschaftspolitische Relevanz von Familien mit Migrationshintergrund gemeinsam auszuloten, und auch um die eigene Expertise weiterzugeben und so zum Fortschritt beizutragen. „Mir wurde vor kurzem nachgesagt, dass ich der Außenminister des Verbands bin“, schmunzelt John. Das ist ein beeindruckender Titel. Noch beeindruckender ist das aber, wenn man sich vor Augen hält, dass sein Engagement für den Verband rein ehrenamtlich ist. Eigentlich arbeitet er nämlich in Projekten mit Jugendlichen, die ihn immer wieder durch ihre aktive Bereitschaft, etwas zu verändern, beeindrucken. Wenn man ihnen denn nur die Möglichkeit dazu gibt.

Mittlerweile sind die Auberginen fertig und schon zu einem Gutteil in unseren Mägen verschwunden. Als nächstes übernimmt Djalil den Grill mit seinem „Kabab Kubideh“ und ein paar Lammkoteletts, die er bereits mit Zwiebeln, Öl und Zitrone einige Stunden hat marinieren lassen. Schon nach wenigen Minuten duften die Spieße verführerisch und werden uns von Djalil serviert, indem er das Fleisch mit einem Messer in langen Scheiben vom Spieß schabt.

Kabab Kubideh (Kabab mit Hackfleisch) ODER Shish Kebab à la Djalil

Die Zutatenliste ist einfach, das Gericht umso schmackhafter:
Rinderhack, Zwiebel, Salz, Pfeffer, ein Ei, Brot oder Reis als Beilage und Sumach zum Bestreuen.

Zubereitung:
1) Die Zwiebel sehr fein reiben, mit dem Hackfleisch, den Gewürzen und dem Ei vermischen und gut verkneten. Die Fleischmasse auf breite Spieße verteilen.
2) Den Grill vorheizen. Hier: Zehn Minuten auf höchster Stufe bei direkter Hitze.
3) Die Spieße circa 2-3 Minuten auf jeder Seite sehr heiß grillen. Das fertig gegrillte Fleisch anschließend mit Reis oder Brot servieren und mit dem säuerlichen Sumach-Gewürz bestreuen.

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Und dann geht es los. Während die Koteletts noch „oben ohne“ auf dem Grill vor sich hin brutzeln, bricht auf einmal das Hölleninferno los. Sind es im ersten Moment nur ein paar kleine Tröpfchen, fällt uns im nächsten Moment gefühlt der Himmel auf den Kopf. Es plästert, es schüttet, es donnert und es blitzt und das alles gleichzeitig. Wir flüchten unter das Pavillondach, was sich jedoch innerhalb von Augenblicken unter der Wasserlast bedenklich nach innen zu neigen beginnt. Gemeinsam versuchen wir die Monsterpfützen „über die Reling zu schubsen“ und überschwemmen dabei meine Beine und Füße. Halleluja. Merke: Ballerinas sind bei angekündigten Gewittern nicht das Schuhwerk der Wahl. Da hat man noch Stunden später was von. Genauer gesagt sind die Schuhe immer noch nass, als ich gegen 23 Uhr wieder zuhause aufschlage. Dass ich die folgende Woche nicht mit der Erkältung des Jahrhunderts flachliege, grenzt wahrhaftig an ein Wunder.

Wir retten den Grill unter einen Vorsprung an der Hauswand und widmen uns erst mal den Salaten, die Jeannette und Maria mitgebracht haben. Drehen können wir bei den Bedingungen ohnehin nicht, man würde nichts hören, außer ein beständiges Rauschen, und die Farbe wäre Einheitsgrau.

Orientalischer Linsensalat nach Art von Jeannette

Für eine große Schale Linsensalat braucht Ihr:
200g grüne Linsen, eine Zwiebel, zwei Nelken, eine Bio-Zitrone, eine Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer, 1 EL Kreuzkümmel, je 1/2 gelbe und rote Paprika, 2 Stangen Frühlingszwiebeln, 4 EL Olivenöl, Granatapfel- oder Himbeeressig, etwas Zucker und einige Blätter Pfefferminze und glatte Petersilie.

Zubereitung:
1) Die Linsen waschen, in einen Topf geben und mit 1 Liter Salzwasser bedecken. Die Zwiebel häuten und mit zwei Nelken spicken. Knoblauch schälen und leicht andrücken. Beides in den Topf geben. Ein großes Stück Zitronenschale und Kreuzkümmel dazugeben und aufkochen lassen. Bei mittlerer Hitze zugedeckt etwa 20 Minuten köcheln, bis die Linsen weich sind.
2) In der Zwischenzeit die Frühlingszwiebeln putzen und in feine Stückchen schneiden. Paprika putzen und kleinschneiden. In einer Schüssel mischen.
3) Das Dressing in einer kleinen Schüssel mit Olivenöl und dem Himbeeressig starten. Zitronensaft dazu geben, mit Salz und Pfeffer würzen und mit etwas Zucker abschmecken.
4) Nach Ende der Garzeit Zwiebel, Zitronenschale und Knoblauch aus dem Topf nehmen und die Linsen in ein Sieb gießen. Gut abgetropft und etwas abgekühlt in die Salatschüssel geben, mit den anderen Zutaten mischen und noch lauwarm mit dem Dressing verrühren.
5) Die gewaschenen und gut getrockneten Pfefferminze- und Petersilienblätter in feine Streifen schneiden. Diese unter den Salat heben und mit frischer Minze garniert servieren.

Multinationaler Grillteller

Irgendwann hat Petrus ein Einsehen. Wir haben in der Zwischenzeit die Teezeremonie einfach schon mal vorgezogen, die eigentlich erst zum Nachtisch angesetzt war. Aber das macht nichts. Denn der schwere und süße schwarze Tee, den Jeannette uns aus der glänzenden Doppel-Kanne aus der Türkei eingießt, passt meiner Meinung nach auch ganz hervorragend zur Hauptspeise. Djalil erklärt die Lammkoteletts für perfekt und ich kompiliere einen multinationalen Grillteller mit allen Spezialitäten des Nachmittags. Wenn das mal nicht ausgesprochen köstlich aussieht…

Lammkoteletts mit Mast-o-chiar von Hiltrud und Djalil

Ihr braucht in frei wählbaren Mengen je nach Anzahl der Esser:
Lammkoteletts, Zwiebeln, Bio-Zitronen, Salz, Pfeffer, Öl, Joghurt, Salatgurke, getrocknete marokkanische Minze, Walnüsse und auf Wunsch auch noch Rosinen.

Zubereitung:
1) Das Fleisch einen Tag vor dem Grillen marinieren, zumindest aber einige Stunden: Dafür die Koteletts salzen und pfeffern und mit Zwiebelscheiben und Öl einlegen. Wer mag, gibt auch noch Zitronenscheiben dazu. Abgedeckt und kühl bis zum Grillen lagern.
2) Für den Dip den Joghurt cremig schlagen, salzen und pfeffern. Ein Stück Salatgurke schälen, in sehr kleine Würfel hacken und zum Joghurt geben. Die getrocknete Minze zerreiben, Walnüsse klein hacken und ebenso zum Joghurt geben. Wer mag, gibt noch Rosinen hinzu. Je nach Geschmack können auch andere frische Kräuter verwendet werden wie zum Beispiel Dill.
3) Den Grill vorheizen. Hier: Zehn Minuten auf höchster Stufe bei direkter Hitze.
4) Die Koteletts bis zum gewünschten Gargrad grillen und mit Mast-o-chiar und Zitrone servieren.

Fränkischer Kartoffelsalat aus Marias Küche

Für eine große, sättigende Portion Kartoffelsalat braucht Ihr:
1kg mittelgroße, festkochende Kartoffeln, 1 TL Kümmel, 200g Schinkenspeck, eine Zwiebel, einige kleine Gewürzgurken (wer mag), eine kleine Tasse Wasser mit 1 TL Gemüsebrühe, einen Bund frischen Schnittlauch, Salz, Pfeffer, etwas getrockneten Majoran, fein gerebelt, eine Messerspitze mittelscharfen Senf, Essig und Öl und etwas Zitronensaft nach Geschmack.

Zubereitung:
1) Die Kartoffeln mit Schale und dem Kümmel in Salzwasser etwa 20 Minuten gar kochen. Der Kümmel nimmt den Kartoffeln den starken erdigen Geschmack. Die Kartoffeln etwas auskühlen lassen, schälen und anschließend in dünne Scheiben schneiden.
2) Den Schinkenspeck klein würfeln, in einer kleinen Pfanne ausbraten und zur Seite stellen.
3) Wasser erhitzen, Gemüsebrühe darin auflösen und mit dem Schinkenspeck mischen.
4) Zwiebel und Gewürzgurken fein würfeln und zu den Kartoffeln geben.
5) Aus Essig, Öl, Zitrone, Salz, Pfeffer, Majoran und Senf eine Vinaigrette rühren und zu der abgekühlten Gemüsebrühe-Schinkenspeck-Mischung geben und alles mit den noch lauwarmen Kartoffelscheiben vermischen.
6) Etwa eine Stunde durchziehen lassen, gegebenenfalls noch etwas nachwürzen mit Salz und Pfeffer und zum Schluss reichlich frischen Schnittlauch über den Salat geben.

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Nach der Hauptspeise nimmt Maria mich mit in die Räumlichkeiten der Stiftung. Während meine Füße ein wenig aufwärmen und wir uns schon an die Vorbereitungen für den Nachtisch machen, zeigt sie mir das interkulturelle Spielzimmer. Ich habe mir bisher nie Gedanken darüber gemacht, aber es stimmt: Das Spielzeug in Deutschland ist in den meisten Fällen sehr eindimensional. Die Puppen sind hellhäutig, die Puppenhäuser, Kinderküchen und Co. spiegeln lediglich die westliche Realität wieder und auch Bücher sind häufig nur ein Abbild der eigenen Lebenswelt und zementieren so die Grenzen zwischen Eigenem und Fremden – das eine ist vermeintlich normal, das andere nicht. So lange man nicht explizit nach „vorurteilsbewusstem Spielzeug“ sucht, fällt einem gar nicht auf, dass es hier einen Mangel gibt. Und selbst wenn entsprechende Alternativen vorhanden sind, sind sie häufig in einen Kontext gestellt (wenn auch vermutlich ohne bösen Willen), der ihnen das Alltägliche schon wieder abspricht. Wer sich für das Thema interessiert, kann sich hier weiter damit auseinandersetzen. Der Verband hat in dem Dokument einerseits zusammengefasst, wie er sich Spielzeug mit positiven Identifikationsmöglichkeiten vorstellt, und auch eine Positivliste mit in Deutschland erhältlichen Produkten zusammengestellt. Denn man ehrlich: Warum sollten die deutschen Kinder nur mit weißen Puppen spielen wollen? „Früher haben wir viel aus anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien, bestellt“, erzählt Maria, „da gibt es viel mehr als bei uns. Aber in den letzten Jahren ist es besser geworden.“ – Vielleicht ja auch dank des Verbandes…

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Ein weiteres Thema, das in Marias Zuständigkeit fällt, ist die Mehrsprachigkeit. Was ja eigentlich hinsichtlich einer späteren beruflichen Zukunft ein echter Vorteil sein kann und auch bei entsprechender Förderung einen Gewinn in Bezug auf kreative Denkprozesse und kognitive Leistungen darstellt, wird leider immer noch eher stiefmütterlich behandelt. Natürlich sollte es darum gehen, dass Kinder gute Sprachkompetenzen im Deutschen erwerben, allerdings nicht zu Lasten der (zweiten) Muttersprache. „Ganz im Gegenteil: Mehrsprachigkeit sollte als Bonus betrachtet werden und nicht als Makel“, erläutert Maria. Dafür ist es einerseits notwendig pädagogisches Personal zu schulen, das mit einer solchen Mehrsprachigkeit umgehen kann, andererseits muss aber auch die öffentliche Wahrnehmung in dieser Hinsicht korrigiert werden. Und das bezieht sich nicht nur auf eine potentielle Mehrsprachigkeit Deutsch-Englisch oder meinetwegen auch Deutsch-Chinesisch, die ohnehin schon positiv besetzt sind. Nein, hier geht es vor allem auch um Fälle wie Deutsch-Türkisch oder Deutsch-Russisch. Und auch darüber hinaus, gibt es unzählige Sprachen, die in Deutschland gelebt, aber von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Maria drückt mir einen Stapel bunte Postkarten in die Hand, darauf Schriftzeichen, die mir Fragezeichen in die Augen werfen. „Das ist zum Beispiel Farsi“, erklärt mir Maria und dreht die Karte in meiner Hand richtig herum. „Schau hin“ sagen diese Karten in acht verschiedenen Sprachen und eins ist klar: Meine Aufmerksamkeit haben sie in jedem Fall erregt.

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Zurück im Hof landet als erstes der Nachtisch auf dem Grill. Zum Abschluss der Tour habe ich eine Kombination aus Blätterteig, Birnen, Vanillepudding und Schokolade kreiert. Meine „Birne Helene vom Grill“ braucht ein wenig, daher haben wir noch mal Zeit, um uns ausführlich zu unterhalten. Was mich vor allem interessiert: Welche Themen liegen den Verbandsmitarbeitern selbst besonders am Herzen? Immerhin ist die binationale Familie hier gelebtes Prinzip. Alle können Erfahrungen aus der eigenen Lebenswelt beisteuern. Jeannette beispielsweise erzählt davon, dass es anfangs echt schwierig war, als Paar vor der Umwelt zu bestehen. Es gab ablehnende Reaktionen und zwar von beiden Seiten. Aber auch, wenn dieser Punkt überschritten ist, gibt es immer wieder Situationen in denen man sich einander neu vergewissern muss. Partnerschaften sind ja schon an sich immer wieder ein gegenseitiges Ausloten – in einer binationalen Partnerschaft gilt das allerdings noch mal verstärkt: Was ist für uns normal? Wie handhabt man das in deiner Kultur? Und: Wo finden wir gemeinsam unseren Mittelweg? „Als ich meinen Mann kennengelernt habe, ist mir das am stärksten aufgefallen“, berichtet Hiltrud, „da vieles von dem, was ich bisher gedacht oder gelebt hatte, in Frage gestellt wurde.“ Und auch an solchen Stellen tritt der Verband in Aktion. Beratungsstellen in vielen deutschen Städten oder auch eine Hotline helfen bei allen Belangen rund um das interkulturelle Familienleben weiter. Ein solches Zusammenleben ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Auch wenn man häufig erst durch andere merkt, was an der eigenen Beziehung „nicht normal“ ist.

„Das sind zum Beispiel Fragen wie: Wie groß ist Familie? Oder wie groß sollte man sie denken?“, erzählt Hiltrud. Aber auch: „Was bedeutet es Besuch zu empfangen? Muss man einen Termin vorher machen oder keinen…?“ In ihrer Ehe mit Djalil hat das durchaus Diskussionspotenzial geliefert. Denn schließlich terminiert man in Deutschland ja alles. Und so bleibt der Job, Verabredungen zu treffen, auch heute noch meist an Hiltrud hängen. Ihr Mann geht lieber einfach so vorbei ;)!

Birne Helene vom Grill

Langsam beginnt es aus dem Grill zu duften. Die Blätterteigbirnen sind fertig. Als ich sie dann serviere, zeigt Djalil sein „wahres Gesicht“ und lässt den Charmeur raushängen: „Eigentlich esse ich ja keinen Nachtisch, ich mag es nicht so süß, aber das hier ist großartig.“ – Das lasse ich mir zwar gerne gefallen, aber seien wir ehrlich: Zu behaupten, das Rezept wäre „nicht so süß“ wäre ein glatter Euphemismus. Aber ich stehe auf süß. Und auch Djalil lässt keinen Krümel auf dem Teller.

„Birne Helene vom Grill“ – ein Nachtisch à la Fee

Für acht Nachtischportionen braucht Ihr:
Zwei Rollen Blätterteig aus dem Kühlfach (oder die entsprechende Menge tiefgekühlten – geht aber nur bei recht kleinen Birnen), vier reife, aber nicht zu weiche Birnen (rundliche sind vor länglichen zu bevorzugen), etwas Zitronensaft, eine Packung backfeste Puddingcreme, 250ml Milch, acht Stücke Vollmilch-Schokolade, Schokosauce und Mandelblättchen, außerdem evtl. ein Ei.

Zubereitung:
1) Die Birnen schälen, halbieren und das Kerngehäuse entfernen, ohne dass die Birnenhälfte bricht. Die Birnen anschließend mit etwas Zitronensaft einpinseln, damit sie nicht braun werden.
2) Den Blätterteig entrollen und je Rolle vier quadratische bis rechteckige Stücke zuschneiden.
3) Die Puddingcreme nach Packungsanleitung zubereiten. Das ist ein echtes Teufelszeug, habe ich das Gefühl, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, selbstgemachten Pudding nur mit Stärke zu verwenden, der hinterher zu flüssig ist und den ganzen Grill versaut. Wer sich da auskennt und eine selbstgemachte Alternative weiß, der fühle sich frei. Und er verrate mir das Rezept.
4) Auf jedes Blätterteigquadrat einen Löffel Puddingcreme geben, je ein Stück Vollmilchschokolade in die ausgehöhlte Birnenhälften stecken und mit der Öffnung nach unten auf den Pudding setzen.
5) Nun mit einem scharfen Messer den Blätterteig um die Birnen herum zuschneiden und zwar so, dass überall noch circa anderthalb bis zwei Zentimeter Teigrand um die Birne herum stehenbleiben. Diesen mit etwas Zitronensaft (alternativ Wasser oder Ei) einpinseln und zur Birne hin umfalten, so dass der Teig doppelt liegt. Wer mag, kann mit einer Gabel nun vom Rand ausgehend Muster in den Teig drücken, das stabilisiert den Rand noch mal. Ist aber nicht zwingend nötig.
6) Aus den Teigresten kleine Blätter zuschneiden und oben an den Teig kleben.
7) Die Blätterteigtaschen auf das Lochblech aus dem Gourmet Set M legen. Alternativ geht natürlich auch ein normales Backblech, wenn man die Birnen im Backofen zubereiten möchte.
8) Den Grill vorheizen. Hier: Mittlere Stufe, circa fünf Minuten, indirekte Hitze.
9) Das Lochblech auf das Rost stellen, den Deckel schließen und die Birnen circa 30 Minuten bei 200°C laut Deckelthermometer backen. Im Backofen reichen dagegen schon 20 Minuten.
10) Nach dem Backen mit Schokosauce beträufeln und mit Mandelsplittern servieren. Guten Appetit.

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„Ist es nicht so, dass man sagen kann: Die Lernprozesse, die im Kleinen in den Familien stattfinden, lassen sich auch auf das große Ganze übertragen?“, denke ich laut vor mich hin, als wir schließlich beim „Tee danach“ angekommen sind, „Erst durch das Miteinander verschiedener Kulturen entsteht doch ein Lernprozess, der eine Gesellschaft langfristig voranbringt…?!“ – „Was wir in Deutschland lernen müssen“, präzisiert John, „ist dass wir bereits im Zustand einer Migrationsgesellschaft leben. Migration ist ein normaler, natürlicher Prozess. Deshalb reden wir auch von binationalen Menschen und globalisierten Familien.“ Und die Grenzen, die gibt es vor allem in unseren Köpfen.

Und weil John, Hiltrud und Jeannette das alles noch viel schöner sagen können, als ich es jemals zitieren könnte, solltet Ihr Euch unbedingt auch noch das Video unseres gemeinsamen Nachmittags anschauen. Der mir vor allem als sehr kurzweilig und informativ in Erinnerung bleiben wird, und erst in zweiter Linie als nass und verregnet. Wir sind ja schließlich alle nicht aus Zucker. Nur meine Haare, die nehmen mir eine solche Witterung übel. Weshalb ich total divamäßig beim ersten Tropfen unterm Pavillon stand. Frei nach dem Motto: Nach mir die Sintflut ;)!

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Und damit, liebe Leserinnen und Leser, erkläre ich mit sofortiger Wirkung meinen Rücktritt aus dem „Profigrillsport“. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit und ich werde der Grillzange und auch dem Thema kulturelle Vielfalt sicher privat noch lange treu bleiben. In diesem Rahmen war es das allerdings. Schade eigentlich. Ich könnte mir auch vorstellen, das jetzt dauerhaft zu machen. Na, Outdoorchef? Wie wärs ;)? Eine „Flamme der Vielfalt“-Welttournee. Ich sehe es schon vor mir…

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10 Kommentare

  1. Sylke sagt:

    Moin Fee,
    ein super toller Beitrag.
    Wir haben eine ganze Zeit auch in einer Multikultiecke von Hamburg gewohnt. Jedes Jahr gab es abgesehen von kleinen Grillfesten ein großes Straßenfest, wo dann auch alle kulinarischen Köstlichkeiten zusammen kamen.
    Und ja, auf das zweisprachige wurde sehr viel Wert gelegt. Leider kippt diese Nähe zu anderen Kulturen in Deutschland ja im Moment, was ich sehr beängstigend finde.

    Deinen Linsensalat und die Grillbirne werde ich auf jeden Fall einmal ausprobieren.
    Lieben Gruß
    Sylke

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ja, das macht mich auch traurig und erfüllt mich mit Sorge. Ich hoffe, dass dieser Trend nicht noch fortschreitet!! Ich freue mich daher sehr, dass dir mein Post gefällt!

  2. julia sagt:

    oh… schon vorbei?! das war eine tolle serie und ich hab' dir sehr sehr gern zugeschaut 🙂
    fee im bewegtbild ist (auch) schön…..

  3. D♥ sagt:

    Ich stimme julia völlig zu — das Bewegbild ist wirklich toll!
    Langer Post, aber da bin ich ja auch nicht viel besser!
    Mir gefallen deine Bilder wahnsinnig, du hast wirklich Talent zum Bilder einfangen!

    Liebe Grüße,
    Doro von Back to being me.

  4. Kirsten sagt:

    Deine "Profi-Grill-Serie" hat mir wirklich gut gefallen. Super, dass so viele unterschiedliche Stimmen zum Thema zu Wort kommen konnten. Essen ist ja auch wirklich etwas, was verbinden kann. Man kann wunderbar zusammen kommen und auf einer kleinen Ebene erleben, wie schön der gegenseitige Austausch sein kann und erkennen, dass man an den gleichen Dingen Freude hat.
    Liebe Grüße, Kirsten

    • Fee ist mein Name sagt:

      Und genau das war der Sinn der Tournee. Und ich hoffe, dass einige sich daran ein Vorbild nehmen und mit offeneren Herzen in die Welt hinaus gehen. Und offenerem Mägen ;)!

  5. Flo sagt:

    Sis Kebab ist natürlich die Leckerei vom feinsten :). Sonnige Grüße aus Brixen Südtirol

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